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Kultur: Die Liebe zum fränkischen Sommer

Bass erstaunt: Theo Adam zum 80. Geburtstag

Wenn Theo Adam in den Westen wollte, brauchte er nur seinen Reisebass vorzuzeigen. Gegen harte Devisen lieh die chronisch klamme DDR ihre besten Künstler gerne aus – und der 1928 in Dresden geborene Sänger gehörte über Jahrzehnte zu den Exportschlagern der deutschen Kulturnation (Ost). Nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft ging der einstige Kreuzchor-Knabe zunächst in den Schuldienst. Doch die Liebe zur Musik war stärker – und der Zufall wollte es, dass der Dirigent Joseph Keilbert den Gesangsstudenten 1949 hörte und vom Fleck weg an die Semperoper engagierte.

Keine drei Jahre später kam für Theo Adam dann nicht nur der Ruf ins Ensemble der Berliner Staatsoper, sondern auch zu den Bayreuther Festspielen, wo er 28 fränkische Sommer in Folge auftrat, vor allem als Hans Sachs und Wotan. Dass er sich von Anfang an darüber im Klaren war, dass er nie einer von diesen „schwarzen“ Bässen mit orgelnder Tiefe werden würde, sicherte ihm nicht nur eine fast sechzig Jahre währende Karriere, sondern eröffnete ihm auch interessante Partien an der Grenze zur Baritonlage wie den Don Giovanni oder den Sacrpia in Puccinis „Tosca“.

In Berlin und Wien, in London, New York (Debüt 1963) und Salzburg (ab 1969) schätzt man ihn für seine vorbildliche Textbehandlung, die ihn auch zum Lied- und Oratorieninterpreten prädestinierte, sowie für die Ernsthaftigkeit, mit der er seine Rollen angeht. Dieses noble Arbeitsethos verbindet er allerdings mit einer Abneigung gegen jede Form des Regietheaters. Konsequenterweise zeigte der Sänger in den Siebzigerjahren dann auch mit eigenen Inszenierungen an seinem Berliner Stammhaus Unter den Linden, wie er sich Oper vorstellte (sein 1972er „Figaro“ konnte sich bis weit nach der Wende im Repertoire halten). Ende November will Theo Adam, der heute seinen 80. Geburtstag feiert, definitiv zum letzten Mal auf der Bühne stehen – natürlich in Dresden.

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