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Kultur: Die Manns machen Quote

Am Montag erreicht Thomas Mann beinahe fünf Millionen Zuschauer. Am Mittwoch touchiert der "Zauberer" die Vier-Millionen-Marke.

Am Montag erreicht Thomas Mann beinahe fünf Millionen Zuschauer. Am Mittwoch touchiert der "Zauberer" die Vier-Millionen-Marke. Heute läuft der dritte und letzte Teil der "Manns". Die ARD kann mit der Resonanz auf Heinrich Breloers Arbeit sehr zufrieden sein. Die Quote belohnt die Anstrengung in einem Fernsehjahr, das voll von historischen Stoffen ist. Die Erfolge dieser dramatisch aufgeladenen Fernsehbiografien sind rar. Zugleich hat sich eine Regel, wann welches "Bio-Pic" funktioniert, nicht herausbilden wollen. Sat 1 wurde für "Vera Brühne" und Walter "Wambo" Sedlmayr böse abgestraft, für den "Tunnel" unter der Berliner Mauer und "Die Entführung des Richard Oetker" belohnt. Ein ähnliches Auf und Ab zeigt die Resonanzkurve bei der ARD: schwach "Der Verleger" Axel Cäsar Springer, noch schwächer "Kelly Bastian", ganz stark "Die Manns".

Der Großschauspieler Armin Mueller-Stahl als Thomas Mann und die Zeitzeugin Elisabeth Mann Borgese, letztes lebendes Kind von Katia und Thomas Mann und heimlicher Star des Films, in kunstvoller Doku-Drama-Verschmelzung - jetzt, da es auf einen stabilen Erfolg zuläuft, scheint alles klar. Wirklich klar ist nichts. Das Publikum gibt den Programmplanern - gegen alle Meinungsforschung - Rätsel über Rätsel auf. Wirklich sicher sind nur Spitzensport, "Tagesschau", "Tatort", "Wetten, dass ...?" und der alltägliche RTL-Jauch.

Und da sind die historischen Inhalte und biografisch grundierte Stücke: "Der Tunnel" bot Action mit Happy End, der Oetker-Zweiteiler "Der Tanz mit dem Teufel" wurde beworben wie eine Doppelfolge "Tatort". "Die Manns" sind ein Familien-Epos, es gibt eine Unterströmung in der Nähe zwischen dieser Familie und der des Zuschauers. Bürgerlicher können Weihnachten und Urlaube hier wie dort kaum je verbracht werden, die Frau des Hauses dient, hält zusammen, geht auf in der Existenz des Hausherrn. Aber wehe, die Bürgermaske verrutscht. Dann liegen hochkomplexe Psychen ungewöhnlicher Menschen bloß. "Die Manns" bieten Unterricht in Zeit- und Literaturhistorie aus erster Schauspielerhand, sie unterhalten und sie bilden.

Marcel Reich-Ranicki gefällt es auch. Und deswegen schauen so viele zu? Ja, deswegen und aus tausendundeinem Grund, der beim nächsten Doku-Drama längst nicht mehr gilt. Das Doku-Dramen-Publikum auf Abruf existiert in Fernseh-Deutschland nicht. Aber es existiert ein Publikum für ein Doku-Drama wie "Die Manns".

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