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Kultur: Die Montagsmaler

Ein

von Nicola Kuhn

Spekulatius, ChristbaumAnhänger, Tannengrün gehören seit jeher zum Weihnachtsangebot des größten deutschen Discounters. Im vergangenen Jahr aber wagte Aldi-Süd, adventlich gestimmt, erstmals den Einstieg ins Kunstgeschäft. Billigdrucke des Beuys-Schülers Felix Droese wurden auf den Markt geworfen. Der Coup gelang – wie schon zuvor bei Abstechern in die Welt des Hightech mit Dumping-Digitalkameras oder Laptops zu lächerlichen Preisen. Im Nu waren die Regale leer. Binnen Stunden tauchten die ersten Drucke zur Weiterversteigerung im Internet auf.

Nun geht es in die nächste Runde. Nicht etwa, weil dem Discounter an einer Demokratisierung der Künste gelegen wäre oder er sich zum Jahresende doch noch kultureller Werte besinnen würde. Nein, das Geschäft mit der Kunst soll einmal mehr jene Klientel der Besserverdienenden in die Läden locken, die nicht so sehr nach „Milsani“-H-Milch oder „Markus-Gold“-Kaffee Ausschau halten, sondern gezielt Champagner und Walnuss-Ciabatta einpacken. Nach dem durchaus namhaften Biennale-Teilnehmer Droese vom vergangenen Jahr rücken nun allerdings künstlerische No-names nach. Die zweite „Aldi-Edition“ – natürlich wieder limitiert, handsigniert und im Holzrahmen integriert – präsentiert nur mehr Schüler größerer Meister. Bei 12,99 Euro darf allerdings kein Kunstfreund klagen. Mal sehen, was Aldi im kommenden Jahr Originalkünstlerisches bietet. Vielleicht schreitet die kulturelle Enthierarchisierung noch weiter voran – und der Laden lässt seine Kunden demnächst selber malen.

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