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Kultur: Die Mutmacher

„First Steps“: Preisverleihung für den Filmnachwuchs in Berlin

Detlev Buck weiß, wovon er spricht. Hat ja auch mal klein angefangen. Beim ersten Film helfen sie alle: mit Förderprogrammem, in mutigen TV-Redaktionen, auf Festivals. „Aber wenn der erste Schritt schön gelingt, wie kriegt man den Stil dann beim zweiten hin?“ fragt Juror Buck im voll besetzten Musical-Theater am Potsdamer Platz. Und fügt hinzu: „Ich geh’ heute noch komisch.“

Spaß beiseite: Bei der Förderung junger Filmkunst ist Deutschland in der Tat Spitze. Nicht nur, weil nun zum dritten Mal die mit insgesamt 72 000 Euro dotierten „FirstSteps“-Preise an Hochschul-Absolventen vergeben wurden, unter anderem an Isabel Stever für ihr psychodramatisches Spielfilmdebüt „Erste Ehe“ (Berliner Film- und Fernsehakademie), an Dirk Bölls temperamentvolle Indien-Dokumentation „Die Perle in der Kacke“ (Kunsthochschule für Medien, Köln) und an Jörg Kalts eigensinnige Paar-Studie „Durch die Zukunft in die Nacht“ (Filmakademie Wien). Auch nicht nur, weil die Initiative von Bernd Eichingers Constantin-Film, Nico Hoffmanns Produktionsfirma TeamWorx, Mercedes Benz, SAT1 und Spiegel TV inzwischen mit einer ansehnlichen Gala gekrönt wird (Viva-Moderatorin Jessica Schwarz führte natürlich-lässig durch den Abend). Und nicht nur, weil die Qualität der Debüts die alten Hasen das Fürchten lehren kann (sagt Buck). Sondern vor allem, weil Sender und Filmindustrie den Nachwuchs derart hofieren, dass Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin sich bemüßigt fühlt, bei den Produzierenden mehr Mut auch für dritte und vierte Filme einzuklagen.

Spaßig ist’s schon, den Hofierenden beim Hofieren zuzuschauen. Und ein Lehrstück über die prekäre Verbandelung der Kino- mit der Fernsehbranche. Stolz verweist SAT1-Geschäftsführer Martin Hoffmann darauf, dass „First Steps“-Gewinner und Oscar-Preisträger Florian Gallenberger seinen Spielfilm nun mit dem Privatsender dreht. Bei der Preisübergabe unterbreitet er auch Jörg Kalt das Angebot, „seinen ersten abendfüllenden Film doch bei uns“ zu machen. „Wer ist uns?“, fragt Kalt, der den Herrn mit dem Preis offenbar zum ersten Mal sieht. Und hat die Lacher auf seiner Seite. Worauf Juror Gerd Ruge nicht müde wird, die Verdienste der Öffentlich-Rechtlichen um die Kunst des Dokumentarfilms zu preisen. Bis schließlich Buck, nach dem Eingeständnis seiner berufsbedingt deformierten Gangart, ganz im Ernst den Mahner mimt. „Dass ihr mir“, warnt er in Richtung Fernseh-Vertreter, „den zweiten Schritt des Nachwuchses bloß nicht versaut!“

Preisverleihungen leben vom Bangen des Publikums, von den spontanen Juchzern und Buhs bei der Bekanntgabe der Sieger. Das funktioniert – noch – nicht bei „First Steps“. Denn außer eifrigen Festivalbesuchern, die manchen Kandidaten schon in Saarbrücken, München oder Locarno in Augenschein nahmen, kennt kaum einer der Gäste die nominierten Werke. Wie soll man sich da – ob freudig, ob verärgert – erregen? Und wie soll man bewerten, ob Isabel Stever tatsächlich der Vorzug etwa vor Iain Dilthey gebührt, dessen „Verlangen“ in Locarno den Goldenen Leoparden erhielt? Nun muss der Filmfan nachsitzen: Am Donnerstag, den 29.8. zeigen die Hackeschen Höfe die preisgekrönten Werke, für den 12.-18. September ist außerdem eine Querschnitts-Präsentation aus allen Kategorien angekündigt. Vorschlag für „First Steps 2003“: erst die Filme ins Programm, dann die Preise auf die Bühne. chp

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