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Kultur: Die tanzenden Sterne

Das Chicago Symphony Orchestra gibt Solti-GedenkkonzertVON ECKART SCHWINGERDer Solti-Rhythmus lebt in diesem Orchester weiter.Auch die attackierende Vitalität, das phantastisch präzise Zusammenspiel erinnern noch immer lebhaft an das Musizierideal des im vorigen Jahr verstorbenen Sir Georg Solti, der 22 Jahre das Chicago Symphony Orchestra geleitet hat.

Das Chicago Symphony Orchestra gibt Solti-GedenkkonzertVON ECKART SCHWINGERDer Solti-Rhythmus lebt in diesem Orchester weiter.Auch die attackierende Vitalität, das phantastisch präzise Zusammenspiel erinnern noch immer lebhaft an das Musizierideal des im vorigen Jahr verstorbenen Sir Georg Solti, der 22 Jahre das Chicago Symphony Orchestra geleitet hat.Das zweite Konzert des renommierten Orchesters in der Philharmonie unter Daniel Barenboim war dann auch eigens ein Gedenkkonzert für Solti, der an diesem Abend Schumanns "Rheinische" und Mendelssohns "Schottische" dirigieren wollte. Die mit äußerster Spannung aufgeladene klangsprachliche Pointierung dieses Weltklasseorchesters, die Solti so konzenssionslos forderte, zog sogleich in den Bann bei Alban Bergs Drei Ochesterstücken op.6.Die zukunftsträchtigen Aspekte und apokalyptischen Visionen der Bergschen Orchesterstücke wurden obendrein mit brodelnder Elementarkraft und Bravour förmlich herausgeschleudert.Der heißspornig agierende Barenboim arbeitete dabei mit einer geradezu schaubaren Intensität die verblüffenden "Wozzeck"-Vorausnahmen heraus.Die geheimnisvoll gebrochenen Klangfarben, überhaupt die verborgenen Farbwunder der noch immer hochkomplizierten Berg-Partitur hatte er allerdings vor zwei Jahren an dieser Stelle mit den Berliner Philharmonikern mit einigen noch ungeheuerlicheren Schattierungen und bedrohlicheren Steigerungen präsentiert. Bei Mahlers Fünfter drangen Barenboim und "sein" Chicagoer Orchester mit gewaltigem technischen Schneid, unerhörtem Vorwärtsdrang und einer Explosivkraft sondergleichen bis in Grenzbereiche vor.Dem sonst so aufwühlenden Trauermarsch der cis-Moll-Sinfonie fehlten allerdings noch etwas die tragische Größe, die düstere Hintergründigkeit.Die ging bisweilen in der vehementen Stromlinien-Virtuosität unter.Im Scherzo schienen, wie Mahler sagte, tatsächlich die Sterne zu tanzen.Schön sentimental, mitunter geradezu Wienerisch kamen die Schubert-Nähe, die Anklänge an die österreichische Folklore heraus.Insgesamt aber war es ein Mahler, bei dem sich ein Highlight an das andere reihte.Vor allem die amerikanischen Bläser lösten wieder mit ihrer überwältigenden Pracht Klangereignisse der Sonderklasse aus.Allein der Solo-Trompeter und Solohornist traten mit hoher Tonqualität und Dynamik hervor.Die Choralthemen im zweiten und vierten Satz schienen ganze amerikanische Heerscharen mit himmlischer Strahlkraft zu schmettern.

ECKART SCHWINGER

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