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Das Werk "the weight of light" der Gewinner Andreas Muxels und Martin Hesselmeier

© Frank Vinken/dwb für die RWE Stiftung/Zentrum für Internationale Lichtkunst Unna

International Light Art Award erstmals vergeben: Die unerträgliche Leichtigkeit des Lichts

Die Lichtkünstler Martin Hesselmeier und Andreas Muxel sind mit dem International Light Ard Award ausgezeichnet worden. Die Festrede hielt der Philosoph Peter Sloterdijk.

Welche Masse hat das Licht? Eine Frage, die nicht nur die Wissenschaft beschäftigt. Im Rahmen der Preisverleihung im Haus der Berliner Festspiele wurde am Donnerstag erstmals der von der RWE-Stiftung finanzierte International Light Art Award vergeben. Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung soll Künstler in der Weiterentwicklung der Lichtkunst fördern. Die Gewinner sind Martin Hesselmeier und Andreas Muxel mit ihrer Arbeit „the weight of light“, einer experimentellen Installation zur Schwerkraft des Lichts.

Die Schwerkraft des Lichts

Das Künstlerduo hat sich während des Studiums an der Akademie der Künste in Köln kennengelernt. Und arbeitet seitdem regelmäßig zusammen. „The weight of light“ ist eine kinetische Lichtskulptur aus meterlangen LED-Bahnen, die sich wie eine Achterbahn durch den dunklen Raum ziehen. Ganz so, als würde man eine Murmel am höchsten Punkt loslassen, rasen Lichtpunkte hoch und runter, unterlegt von künstlichen Geräuschen. Dabei gehorchen sie den Gesetzen der Schwerkraft: bergauf schneller, bergab langsamer. Eine perfekte Simulation, die nur dank ausgeklügelter Software möglich ist. Dieser Versuchsaufbau mag in seiner ästhetischen Qualität an die Arbeiten des französischen Physiologen und Fotopioniers Étienne-Jules Marey erinnern, der für seine Chronofotografien zur Visualisierung von Bewegungsabläufen einzelne Lichtpunkte vor schwarzem Hintergrund fixierte.

In der Tradition von Preisfragen waren zuvor ausgewählte Künstler aufgefordert worden, ihre Ideen zum diesjährigen Motto „The Future of Light Art“ einzureichen. Eine siebenköpfige Fachjury wählte aus allen eingesandten Projekten drei Finalisten aus, die ihre Idee dann im Zentrum für Internationale Lichtkunst in Unna realisieren konnten. Dazu zählen neben dem Gewinnerduo auch Iván Navarro mit einem zweiten Platz für „Traffic“, einem Mobile aus Ampeln, und Dirk Vollenbroich mit einem dritten Platz für „Erleuchtung“, einer Apparatur zur Visualisierung von Hirnströmen. Untergebracht in einer ehemaligen Brauerei, widmet sich das 2001 gegründete Museum ausschließlich der Lichtkunst. Die Werke der Gewinner sind dort bis zum 28. Juni zu sehen.

Peter Sloterdijk als Festredner

Als Festredner im Haus der Festspiele, das eigens für diesen Anlass mit „Parasitären Lichtobjekten“ des Künstlerkollektivs RaumZeitPiraten bespielt wurde, konnte Peter Sloterdijk gewonnen werden. Ein geschickter Schachzug – ein Großteil des Publikums ist wohl allein seinetwegen gekommen. Sloterdijk, der am Zentrum für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe lehrt, assoziierte frei zum Begriff des Lichts als Wahrheitsmetapher quer durch die Philosophiegeschichte von Platon bis Merleau-Ponty. „Die Moderne arbeitet mit einer vollkommen neuen Lichtvorstellung. Das Licht kommt nicht mehr von oben, sondern ist menschengemacht.“ Der heutige Pluralismus der Lichtquellen, der zum Aussterben des Kronleuchters geführt hat, bleibe dabei nicht ohne Auswirkungen auf die Kunst, die immer stärker durch eine Ästhetik der Fluoreszenz bestimmt wird. „Dem Prinzip der innerweltlichen Lichterzeugung folgend, leuchten die Werke nicht mehr durch etwas Höheres, sondern durch sich selbst.“ In der Lichtkunst der Gegenwart findet dies seinen wohl konkretesten Ausdruck.

Mattes Lammert

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