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Kultur: Die Welt im kleinen Maßstab Zum 70. Geburtstag des Malers Dieter Goltzsche

Als die Galerie Parterre die Geburtstagsausstellung mit Arbeiten aus den vergangenen dreißig Jahren eröffnete, drängten sich Kollegen, Sammler, Freunde in so großer Zahl, dass man kaum noch einen Stehplatz finden konnte. Worin liegt das Geheimnis dieses Künstlers, der in den fünfziger Jahren an der Kunstakademie seiner Heimatstadt Dresden bei Hans Theo Richter und Max Schwimmer studierte und seit 1980 an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee gelehrt hat?

Als die Galerie Parterre die Geburtstagsausstellung mit Arbeiten aus den vergangenen dreißig Jahren eröffnete, drängten sich Kollegen, Sammler, Freunde in so großer Zahl, dass man kaum noch einen Stehplatz finden konnte. Worin liegt das Geheimnis dieses Künstlers, der in den fünfziger Jahren an der Kunstakademie seiner Heimatstadt Dresden bei Hans Theo Richter und Max Schwimmer studierte und seit 1980 an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee gelehrt hat?

Das Papier scheint seiner Fantasie unbegrenzte Möglichkeiten zu bieten. Der Vielansichtigkeit der Welt entspricht die Vielfalt des offenen Experiments. Die Formwelt entfaltet sich aus farbigen Texturen, aus dem Wechselspiel von Anpassung und Kontrast, aus assoziativen Zuordnungen. Der Freiheit des Spiels folgt die zunehmende Begrenzung. So entstehen bei Goltzsche – seit 1990 Mitglied der Akademie der Künste in Berlin – Arbeiten von großer Dichte. Porträts, Figuren, Akte, Stillleben, (Stadt-)Landschaften, Interieurs, literarische und biblische Reminiszenzen erscheinen stark verkürzt, fast ungegenständlich. Für den Hannah-HöchPreisträger des Jahres 1998 ist die Berliner Umwelt der Fokus, die Welt im kleinen Maßstab. Sie liefert ihm den Hintergrund, um Großstadterfahrung zwischen Träumen und Alltäglichkeit einzufangen.

Es ist immer wieder von Goltzsches Lust am poetischen Fabulieren gesprochen worden. Einen „Text“, eine „Erzählung“ gibt es allerdings nicht. Stets bleiben Bildreste, schwebende Strukturen, die sich im Ungewissen verlieren. Im Grunde genommen haben wir es mit abstrakten Arbeiten zu tun, die „gegenständlich“ sind. Die Geschichten, die wir uns angesichts der Bilder erfinden, sind selbstverständlich falsch, denn die Bilder illustrieren keinen Sachverhalt, der sich in Worte fassen ließe.

Galerie Parterre, Danziger Str. 101, bis 23. Januar; Mi–So 14–20 Uhr. Monografie (MCM Art Verlag Berlin) 30 Euro.

Klaus Hammer

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