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Kultur: Diese Woche auf Platz 50 Sam Ragga Band

„Loktown Hi-Life“

HITPARADE

Zu den Attraktionen des Hamburger Stadtteils Lokstedt zählen Hagenbeks Tierpark sowie die Gebäude des NDR, wo allabendlich Ulrich Wickert oder Anne Will in die Kameras zwinkern. Und wenn Uli und Anne „Gute Nacht“ sagen, machen alle brav die Augen zu. „Nachtleben?“ – dieses Wort versieht sogar www.Lokstedt.de mit einem Fragezeichen – und führt genau einen Club auf. Trotzdem, die Sam Ragga Band behauptet, es existiert: das „Loktown Hi-Life“. Pauschalurteilen über Stadtbezirke haftet immer der Ruch von Erstsemester-Party-Smalltalk an. Allein deshalb ist die Solidarisierung der Band mit ihrem Kiez zu begrüßen, mag sich auch die Party auf Wohn- und Studioräume der Bandmitglieder beschränken. Sie haben ein Album hingelegt, das durch seine Musikalität die Ohren größerer Hörerkreise öffnet.

Vor zwei, drei Jahren wurde bekanntermaßen ein regelrechtes nationales Reggae-Wunder gefeiert. Damals kamen viele Freunde des deutschen HipHop auf den Geschmack, weil die immergleichen Posen der Rapper langweilig geworden waren. Auch in Hamburg, wo man aus Jamaika traditionell Rum importiert, pulsiert seit Jahren eine Stammzelle der basslastigen Musik. Die Sam Ragga Band hat den Sänger Jan Delay vor zwei Jahren bei seinen diversen Hits (unter anderem dem Nena-Song „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“) begleitet. Billiger Jamaika-Verschnitt kommt bei ihnen nicht in die Tüte. So besteht auch „Loktown Hi-Life“ aus Eigengewächsen, aus „geprüft Sample-freier“ Ware. Das bedeutet: handgemachte Beats, runde Bläsersätze – und deutsche Texte. Das Wunder hat nachhaltige Wurzeln geschlagen. Roots eben. Und die Blüten gedeihen gut in Loktown. Besonders im Dunkeln, wenn Anne und Uli schon lange schlafen.

Ralph Geisenhanslüke

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