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Kultur: Diese Woche auf Platz 6 Massive Töne

mit „Cruisen

HITPARADE

„Rap ist tot!“ haben die HipHopper Fettes Brot kürzlich skandiert, und ihre Kollegen von Massive Töne zogen nach: „Es ist um Rap schlecht bestellt". Dass ihnen mit „Cruisen“ dennoch ein Top Ten-Hit gelang, ist eine Überraschung. Alle deutschen HipHop-Künstler, auch die Stars Ferris MC und Afrob, klagen über enttäuschende Verkaufszahlen. Zuletzt stimmte auf der Musikmesse Popkomm auch die Industrie ein - und griff zum Rotstift. Schon schienen die Berliner Spezializtz und Newcomerin Piranja ihren Plattenvertrag loszuwerden. Anders der US-Rap: Sänger wie Eminem und Ja Rule verkaufen in Deutschland besser denn je. Warum die Amerikaner, aber nicht wir, darauf fand auch die Branche keine Antwort. Fest steht nur: Die jahrelangen Emanzipationsmühen, gefördert vom forschen Sound Hamburgs und den eleganten Rhythmen der Stuttgarter Acts - vergebens.

Massive Töne wehren sich, indem sie selbst US-Klischees aufgreifen: Sie flanieren in ihrer Limousine, sie cruisen, widmen sich also genau den Freizeitbeschäftigungen, mit denen sonst nur die Übersee-HipHopper ihr Revier abstecken. Anlage aufdrehen und Fenster runter. Um so besser, dass die drei Stuttgarter dieses Schauspiel ironisch entschärfen: „Wir sind die Coolsten, nie am Loosen, weil wir rulen, wenn wir cruisen". Und sich gleich danach mit BMX-Rad-Fahrern und Campern mit Kindern anlegen: „Denk an das Gangsta-Image!". Vielleicht ist das die Lösung für das neue HipHop-Problem: mehr Härte zu verkaufen. Die Plattenfirma hat das Geschäft längst verstanden: Zur Veröffentlichung von „Cruisen“ hat sie Tausende von Sportwagen-Quartettspielen gratis verteilt. Sassan Niasseri

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