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Kultur: Diese Woche auf Platz 7 Shania Twain

mit „Ka-Ching“

HITPARADE

Die Hitparade in Zeiten des Krieges – geht das? Der Popsong als Spiegel unserer Sehnsüchte und Ängste lebt davon, dass er eine geschlossene, vorhersehbare Traumwelt zeigt, die sich beliebig oft wiederholen lässt. Der Krieg ist vom Schock gekennzeichnet: Ablenkung funktioniert da kaum noch. Plötzlich klingt Popmusik nach Ratlosigkeit und Ohnmacht, ihr Protestpotenzial, das Vermögen, ein wie auch immer geartetes „Dagegen“ zu formulieren, scheint sie vorübergehend verloren zu haben. Die Protagonisten der Videoclips sehen dann aus wie traurige Puppen, die in Rotationsschleifen gefangen sind und vergeblich versuchen, das Versprechen von Freiheit und Abenteuer, von Wohlstand und Leidenschaft einzulösen. Doch dieses Versprechen erscheint obsolet.

Das gilt auch für Shania Twain und ihre gute, gefällige Unterhaltungsmusik. Niemand verkörpert das All-American Girl (Foto: Promo) so arglos und selbstsicher wie sie, und deshalb ist auch kaum jemand so erfolgreich wie sie. Auf ihrer aktuellen Single singt sie von Kreditkarten, Shopping-Malls und dem unstillbaren Verlangen nach mehr. Der Titel „Ka-Ching“ ist eine Lautmalerei, die das Klingeln der Kassen umschreibt. Noch vor einer Woche hätten wir Shania Twain vielleicht lustig oder interessant gefunden. Heute klingt ihre Stimme in unseren Ohren frivol.

Heiko Zwirner

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