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Kultur: Distanz zu Walser

Beifall ist bei Preisverleihungen üblich, auch stehender Beifall. Doch in den Worten des Laudators Andreas Nachama war der Beifall für den Schauspieler Dietmar Schönherr im Gemeindehaus der Jüdischen Gemeinde zu Berlin am vergangenen Sonntag auch "bezeichnend für diese Republik".

Beifall ist bei Preisverleihungen üblich, auch stehender Beifall. Doch in den Worten des Laudators Andreas Nachama war der Beifall für den Schauspieler Dietmar Schönherr im Gemeindehaus der Jüdischen Gemeinde zu Berlin am vergangenen Sonntag auch "bezeichnend für diese Republik".

Anlass war die Verleihung des Heinz-Galinski-Preises der gleichnamigen Stiftung für Schönherrs gesellschaftliches Engagement. Schönherr habe die "richtigen Worte, zum richtigen Zeitpunkt, am richtigen Ort" ausgesprochen, sagte Nachama. Gemeint war die Verleihung der Goldenen Kamera in diesem Februar, als sich der Schauspieler in unmissverständlichen Worten - und für manche nicht ganz comme il faut - von der Position des Friedenspreisträgers Martin Walser distanzierte.

Nachama forderte dafür jetzt ausdrücklich stehenden Beifall ein, den das Publikum, darunter auch Antje Vollmer und Otto Schily, auch gewährte. Und bezeichnend daran fand der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, dass Schönherr dies jetzt erst widerfahre, wo Walser für seine "gesellschaftlichen Unfrieden" stiftende Rede doch sofort stehende Ovationen erhalten habe. "Das Publikum freut sich, wo es nichts zu freuen gibt", sagte Nachama und rechtfertigte abermals die Anzeige, die er gegen mehrere Mitwirkende des "Kameradschaftsabends" in der Volksbühne erstattet hat. Man könne es nicht hinnehmen, wenn "unter dem Deckmantel der Kunst Menschenrechte ausgelöscht werden."

Der Schauspieler war von der Ehrung aufrichtig bewegt: "Es gibt keinen Preis auf der Welt, der mir solche Freude bereitet hat. Der Weg von einem Propagandafilm in dieses Haus ist ein langer Weg." Schönherr spielte damit auf seine erste Rolle in dem 1943 gedrehten Streifen "Junge Adler" an. Doch auch bei dieser Preisverleihung beließ er es nicht bei hehren Worten, sondern klagte die Verhältnisse in seinem Geburtsland Österreich an. Jörg Haider nannte er einen "rassistischen Populisten". Diesmal dankten die Anwesenden die offenen Worte sofort mit stehendem Beifall.

Alexander Pajevic

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