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Kultur: "Diwan": Mit mächtigen Metaphern

Das Eigene und das Andere, das ist das große Thema der Dichtung, sagt der libanesische Dichter Adonis. Und zwischen Deutschland und Arabien eine Brücke zu schlagen, ist das Anliegen der am Donnerstag in der Berliner Literaturwerkstatt vorgestellten, zweisprachigen Zeitschrift "Diwan".

Das Eigene und das Andere, das ist das große Thema der Dichtung, sagt der libanesische Dichter Adonis. Und zwischen Deutschland und Arabien eine Brücke zu schlagen, ist das Anliegen der am Donnerstag in der Berliner Literaturwerkstatt vorgestellten, zweisprachigen Zeitschrift "Diwan".

Adonis erzählt von jenem Kalifen, der den Übersetzern an seinem Hofe jedes ins Arabische übertragene Buch in Gold aufwog. Denn hier liegt das Grundproblem der Verbreitung von Poesie, die wie keine andere literarische Form nach Genauigkeit verlangt. Auch deswegen gibt es so wenig ins Deutsche übertragene arabische Poesie und umgekehrt. Denn, wie Jaudat Fakhreddin in der ersten Nummer erklärt, beide Sprachen "sind auf vielen Ebenen sehr verschieden, besonders aber auf der sprachlich-grammatikalischen, die ja gerade zum Wesentlichen der Poesie gehört und angesichts derer die Übersetzung nichts vermag, als ihre Augen zu schließen und sie zu ignorieren".

Für Adonis ist "Diwan" auch ein "Übersetzungslabor" - das mit Günther Orth einen fähigen Sprach-Alchemisten gewinnen konnte. Geboren wurde das Projekt vergangenen September beim Dichter-Gipfeltreffen in Saana. Von Anfang an dabei waren Joachim Sartorius und Hans Magnus Enzensberger - mit der in Deutschland im Exil lebenden irakischen Dichterin Amal Al-Jubouri, Adonis und Orth die treibenden Kräfte. Den geringen Verbreitungsgrad arabischer Poesie in Deutschland erklärt sich Al-Jubouri mit dem "Vorurteil, dass arabische Dichtung dem deutschen Geschmack nicht entspricht".

Diese Unterschiede bringt Sartorius in seinem Geleitwort zum Ausdruck: "In der arabischen Dichtung finden wir die Größe der Gefühle, die Macht der Emotionen, die großen Worte und die mächtigen Metaphern bis in unser Jahrhundert hinein." Das sind die deutschen Dichter nicht mehr gewohnt, die "durch den Nihilismus gegangen, abgebrüht, zynisch und im besten Fall ironisch" seien. Die aber wohl auch kaum noch existenzielle Zustände beschreiben müssen, wie etwa Jobouri, die wie so viele andere arabische Literaten im Exil lebt. Denn, wie Adonis bemerkt, anders als zu Zeiten Abul Attahiyas, der vom Herrscher eingesperrt wurde, weil er keine Gedichte mehr schrieb, sei die heutige Devise vieler arabischer Herrscher: "Wenn Du ein Gedicht schreibst, sperre ich dich ein."

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