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Dienstälteste. Connie Sawyer, war beim Dreh 104 Jahre alt. Sie starb ein Jahr später.

© Konrad Waldmann/hoehnepresse

Doku „Sunset over Hollywood“: Stars im Altersheim

Fortsetzung folgt: Im Motion Picture & Television Country House in Hollywood leben pensionierte Filmschaffende. Eine Doku zeigt ihren Alltag.

Man stelle sich das mal für den eigenen Beruf vor: Du kommst ins Altersheim und triffst dort die Kollegen wieder. Die Flurfunk-News werden im Speisesaal ausgetauscht, man arbeitet im Home Office an diversen Projekten und ab und zu wird eine aktuelle Produktion simuliert, mit Konferenzen und allem Pipapo. Ein Horrorszenario? Eher eine Burleske.

Im Motion Picture & Television Country House am Ende des Mulholland Drive leben pensionierte Filmschaffende: vergessene Darsteller, Drehbuchautoren, Regisseure, Produzenten – Hollywood im Seniorenstift. Der deutsche Dokumentarist Uli Gaulke, seit „Comrades in Dreams“ Spezialist für einen besonders wachen, liebevollen Blick auf die eigene Branche, hat eine Hommage auf ihre unermüdliche Schaffensenergie gedreht und ihnen vor der Kamera ihre Lebensträume und -enttäuschungen entlockt, auch das Geheimnis langjähriger Ehen. Im Fall von Joel und Deborah Rogosin – er „Shiloh Ranch“- und „Magnum“-Produzent, sie Psychoanalytikerin – besteht es aus Humor und köstlich routinierter Streitkultur.

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Connie Sawyer ist Hollywoods dienstälteste Schauspielerin, sie schminkt sich die Lippen, kaum dass es losgeht. Sawyer starb kurz nach dem Dreh zu „Sunset over Hollywood“ mit 105 Jahren. Man trifft sich zum „Creative Writing“, pitcht diverse Fortsetzungen von „Casablanca“ – was wäre, wenn Rick und und Ilsa sich Jahrzehnte später wieder über den Weg laufen – , trifft sich im Heim-eigenen Kino und dreht eine Kurzfilm-Farce über Santa Claus. Regie führt der frühere Werbefilmer Jerry Sedley Kaufmann, gerade setzt er die 90-jährige Dena Dietrich in Szene, die auch mal mit Peter Falk arbeitete.

Heiterkeit und Melancholie, Elan und Malaisen: Unentwegt kurven die Alten mit ihren Elektromobilen im Park zwischen den Bungalows herum, man hat ja zu tun. Wenn nicht, dann erinnert man sich. An den Leinwandkuss mit Vivien Leigh oder daran, wie man sich für das „American Graffiti“-Script eines unbekannten Regisseurs namens George Lucas engagierte. Auch der Produzent Daniel Selznick, Sohn des legendären David O. Selznick, lebt hier. Lucas wurde ein Gigant, Selznick blieb im Schatten seines Vaters. Die ganz großen Stars sind ohnehin nicht dabei; sie leben wohl gut versorgt weiter in ihren Villen. Aber auch die Heiminsassen sind offenbar halbwegs wohlhabend oder gut von der spendenfinanzierten Stiftung versorgt. Schlechte Zähne hat hier keiner, auch dank George Clooney, der das Seniorenheim mit anderen vor der Pleite rettete.

Gaulke kann sich nicht von seinen Protagonisten trennen

Natürlich denkt man an die greisen Diven in „Der Kuss der Tosca“ von Daniel Schmid, dem schönsten Altersheim-Film aller Zeiten. Schmid schaut nicht nur zu, er sorgt auf sanft-verschmitzte Weise dafür, dass zwei erzeifersüchtige Ex-Operndiven nach Jahrzehnten wieder miteinander reden. In „Sunset over Hollywood“ fehlt ein wenig der rote Faden, auch findet Gaulke keinen rechten Schluss. Er kann sich einfach nicht trennen von seinen Protagonisten. Eigentlich eine wunderschöne Geste, wenn es um vorletzte Auftritte geht.

In acht Berliner Kinos

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