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Amnon Weinstein (l) erhält von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) das Bundesverdienstkreuz.

© dpa

Ehrung Amnon Weinsteins: Hoffnungstöne

Der israelische Geigenbauer Amnon Weinstein sammelt und restauriert Geigen, die den Holocaust überstanden haben. Dafür ehrte Steinmeier ihn mit dem Bundesverdienstkreuz.

Von Hans Monath

Jedes seiner Instrumente hat einen ganz eigenen Ton. „Aus ihnen schlüpfen Stimmen, Weinen, Lachen und Gebete“, hat Amnon Weinstein einmal gesagt. Der israelische Geigenbauer sammelt und restauriert Violinen, die den Holocaust überstanden haben. Viele davon sind in erbärmlichem Zustand, wenn sie in seiner Werkstatt eintreffen. Manche sind von Schnee und Regen beschädigt, andere wurden vor der Abfahrt eines Deportationszugs aus dem Fenster geworfen, waren im Keller eines jüdischen Ghettos versteckt oder ermöglichten ihren Besitzern in einem NS-Vernichtungslager das Überleben.

Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) ehrt den 76-Jährigen in Berlin mit dem Bundesverdienstkreuz. Steinmeier hat vor fast zwei Jahren in der Philharmonie miterlebt, wie israelische und deutsche Musiker Weinsteins „Violinen der Hoffnung“ zum Klingen brachten. Ihn habe es „tief berührt“, erinnert sich der Politiker – das Konzert sei geprägt gewesen von Schmerz und Trauer, „aber auch von Zuversicht und dem unstillbaren Willen zu leben“. Ein halbes Jahr später besuchte Steinmeier den Geigenbauer in seiner Souterrain-Werkstatt in Tel Aviv und ließ sich erzählen, warum das Kind litauischer Juden nicht nur Instrumente repariert, sondern die Geschichte ihrer Besitzer rekonstruiert.

2018 erklingen die Violinen in Dachau

Er wisse aus den Gesprächen mit Weinstein, „dass ihm und seiner Familie der Umgang mit dem Vermächtnis dieser Geigen zunächst schwer war und auch heute noch ist“, meint Steinmeier. Zu groß und dunkel seien die Schrecken, „zu nahe und traurig der auch persönliche Verlust von Familienangehörigen“ durch das Menschheitsverbrechen Shoah. „Umso dankbarer und demütiger“ habe ihn Weinsteins Wunsch gemacht, die restaurierten Geigen nach Deutschland zu bringen. Dass jüdisches Leben in Deutschland wieder blühe, sei ein Wunder und Segen.

Weinstein, dessen Familie vor den Nazis fliehen konnte, lässt seine Aufgabe nicht mehr los. „Solange ich lebe, werde ich nach Violinen oder Celli suchen, die den Holocaust überstanden haben“, sagt er. „Ich repariere sie und sorge dafür, dass sie wieder konzerttauglich sind. Ich möchte, dass sie ihre Geschichte erzählen können.“ Die „Violinen der Hoffnung“ sollen auch in Zukunft hier zu hören sein und im Februar 2018 im Schloss Dachau erklingen. Im KZ Dachau waren Dutzende Musiker und Instrumentenbauer inhaftiert, darunter ein Orchester aus Litauen.

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