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Kultur: Ein Mann bleibt auf Kurs

COUNTRY

Deutschsprachige Western-Musik kann einem die Locken aus dem Haar drehen. Und wenn dann auch noch Songs des im September verstorbenen Johnny Cash zu Gehör gelangen, stellt man sich bang die Frage: Kann das erträglich werden? Ja, zumindest wenn es einer tut, der mit echter Herzensbildung bei der Sache ist. Einer, dessen Stimme wie der bleischwere Luftzug eines 30-Tonners herüberweht. Obwohl, manche halten ihn für einen fragwürdigen Zeitgenossen. Dabei hatte Gunter Gabriel nie die Absicht, sich auf Kosten anderer interessant zu machen. Mit dem Mythos Cash kam er früh in Kontakt und übersetzte bereits 1972 mit „Wanted Man“ seinen ersten Cash-Song ins Deutsche. Im August nahm er in Cashs Studio ein komplettes Album mit dessen Songs in Deutsch auf („Gabriel singt Cash – das Tennessee Projekt“), produziert vom Cash-Sohn John Carter Cash. Der sollte eigentlich ebenfalls da sein. Dann erfuhr er vom plötzlichen Tod seiner Schwester Rosanne. Die gute Nachricht aber: „Ich bin da!“ So eröffnet der 61-jährige Gabriel, der selbst im Juni eine Herzattacke überlebt hat, sein Konzert in den Wühlmäusen , ganz in „black“. Er lässt seine Brummstimme in ein solides Gerüst fallen, aus „I Walk The Line“ wird „Ich bleib auf Kurs“, aus „Man In Black“ der „Mann hinterm Pflug“. Zum Schluss erklärt er noch, wie er aus „San Quentin“ einen Berliner Kneipenhit gemacht hat, singts und genießt den Triumph. So ist er – ergreifend und lustig, unerschrocken und naiv, manisch besessen und dein bester Kumpel.

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