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Kultur: Ein Neubau zum 50. Geburtstag des Hans Otto Theaters und eine Neuinszenierung in der Havelstadt

Der Bühnenraum ist schwarz und leer. Weiße Klebestreifen am Boden markieren die enge Welt zweier Menschen, die am Tunfischregal in einem Supermarkt zufällig aufeinandertreffen - im Hintergrund eine Videoprojektion.

Der Bühnenraum ist schwarz und leer. Weiße Klebestreifen am Boden markieren die enge Welt zweier Menschen, die am Tunfischregal in einem Supermarkt zufällig aufeinandertreffen - im Hintergrund eine Videoprojektion. "Gebrüllt vor Lachen" heißt das Stück des Amerikaners Christopher Durang, das eine Frau und einen Mann im New Yorker Großstadtdschungel zeigt, die trotz schwindender Ozonschicht und unbegabtem Therapeuten versuchen, positiv zu denken. Es ist die Eröffnungsinszenierung des neuen Teams am Stadttheater Brandenburg. Auch das Theaterleben in Potsdam hat positive Signale für seine Zukunft erhalten: Die Stadtverordneten beschlossen am Mittwochabend den Theaterneubau.

Nachdem im Frühjahr dem größten Teil des Brandenburger Ensembles und der Intendanz wegen drohenden Konkurses im Rundumschlag gekündigt worden war, hatte man das Theater schon tot geglaubt. Doch Anfang August ist der renovierte Theater-Altbau wieder bezogen worden. Mit neuer künstlerischer Leitung und stark verschlanktem Personalapparat bricht das Theater Brandenburg zum Neuanfang auf. "Durch die Kündigungen in der letzten Spielzeit sind Gelder frei geworden, so dass wir wieder Kunst machen können", sagt Thomas Höft, neuer Intendant des Hauses. Zuvor seien 94 Prozent des Etats in die Gehälter der 240 Angestellten geflossen. Man müsse sich vom "alten Stadttheater" verabschieden und auf die Qualitäten "freien Produzierens" zurückgreifen, so der Schriftsteller und Dramaturg Höft, der jetzt aus dem steiermärkischen Graz geholt wurde.

In Brandenburg findet momentan ein "Modellversuch" statt, Theater mit einem minimalen Ensemblestamm - Theaterleitung, 54 Orchestermusiker, reduzierte Verwaltung und Technik - zu machen. Das zahlt sich finanziell und auch künstlerisch aus, behauptet Höft. Sänger und Schauspieler könnten so für einzelne Produktionen passend für die Rollen ausgewählt werden. Die Werkauswahl müsse sich nicht nach den personellen Möglichkeiten des Ensembles richten.

Man braucht viel Erfindungsreichtum und Geschicklichkeit, das totgesagte Theater Brandenburg in Zeiten finanzieller Einschränkung wieder aufblühen zu lassen. Dieser Herausforderung stellen sich der Intendant und sein künstlerischer Berater, zugleich Regisseur der Eröffnungspremiere, Marc Kotter gerne: "Wir müssen unser eigenes Profil finden." Mit einem Standardrepertoire wie "La Traviata" und der "Zauberflöte" "gegen Berlin" anzuspielen, hat für sie keinen Sinn. Bis Weihnachten werden nach der Tragikkomödie "Gebrüllt vor Lachen" noch drei weitere Premieren stattfinden: Von einer Performance mit Musik zum Thema "Zehn Jahre Fall der Mauer" bis zum Weihnachtsmärchen "Die Bremer Stadtmusikanten" soll ein breites Publikum angesprochen werden. Für das beliebte Puppentheater ist erstmals eine Oper im neuen Jahr geplant. Mit einem neuen Werbekonzept geht die neue Theaterleitung offensiv in die Öffentlichkeit. Von der Straßenbahn strahlt bereits das Logo mit dem neuen Slogan: "Wir bringen Sie in Bewegung." Das Theater wird derzeit um einen Neubau erweitert, der als "richtiges Opernhaus" 600 Zuschauer fassen wird und zum großen Teil mit EU-Fördergeldern finanziert wird. Im September 2000 soll der Bau mit der Uraufführung einer Oper eröffnet werden. Wenn bis dahin, wie erhofft, das Haus viele Interessenten angelockt hat, braucht man sich keine großen Sorgen um die Auslastung machen, meint der neue Intendant. "Wir wollen leidenschaftliches, emotionales Theater machen", so Höft. Wichtig sei für ihn, die Menschen im Theater wirklich zu erreichen. Das Brandenburger Theater soll wieder ein kulturelles Zentrum für Stadt und Region werden - das ist der größte Wunsch des neuen Teams.

Als eine "wunderbare Entscheidung" begrüßte das Potsdamer Hans Otto Theater kurz vor seinem 50. Geburtstag am 16. Oktober den verabschiedeten Theaterneubau in der Schiffbauergasse am Tiefen See. Für das Haus, das im März 2003 bezugsfertig sein soll, sind rund 50 Millionen Mark veranschlagt. "Das ist ein schönes Geburtstagsgeschenk, aber nun warten wir, dass wir dieses Geschenk auch auspacken können", sagte Astrid Kühne, Referentin der Geschäftsführung. Schließlich habe es schon mehrere Anläufe für einen Theaterneubau nach dem Abriss des Rohbaus gegeben.

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