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Große Schanze. Der Siegerentwurf "Bürger in Bewegung" in der Version vom Oktober 2010. Der überarbeitete Entwurf soll am Mittwoch vorgestellt werden.

© p-a/Eventpress Herrmann

Einheitsdenkmal in Berlin: Und der Sieger ist...

Der Gewinner im Wettbewerb für das Einheitsdenkmal steht fest. Es ist der überarbeitete Entwurf des Designers Johannes Milla und der Berliner Choreografin Sasha Waltz.

Was lange währt. Dass es endlich auch gut wird, das deutsche Freiheits- und Einheitsdenkmal auf dem Berliner Schlossplatz, davon ist Kulturstaatsminister Bernd Neumann offenbar überzeugt. Am heutigen Mittwoch will er um 16.30 Uhr im Kulturausschuss des Bundestages verkünden, welcher Finalist des Wettbewerbs den Zuschlag bekommt – und den Ausschuss bitten, über den Entwurf auch gleich abzustimmen.

Nach Informationen des Tagesspiegels ist es die himmelwärts gebogene, begehbare Waagschale aus Glas und Metall von Johannes Milla. Der Stuttgarter Designer hat sie gemeinsam mit der Berliner Choreografin Sasha Waltz entworfen, für den vorgesehenen Standort, den Sockel des ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Denkmals auf der Schlossfreiheit.

Bei der Vorstellung der Finalisten zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober 2010 trug die 50 Meter lange Schale den Titel „Bürger in Bewegung“. Die Oberseite war mit Losungen aus der Zeit des Mauerfalls versehen, die untere, vergoldete Seite zierten Bilder der Demonstrationen vom Herbst 1989 und aus der Wendezeit. Der Entwurf wurde seitdem nach dem Willen der 15-köpfigen Jury und der Auslober – dem Bundesamt für Bauordnung und Raumwesen und dem Kulturstaatsminister – überarbeitet, das detaillierte Ergebnis soll heute bekannt gegeben werden.

Der Berliner Schlossplatz soll Standort des zukünftigen Einheitsdenkmals werden.
Der Berliner Schlossplatz soll Standort des zukünftigen Einheitsdenkmals werden.

© Kai-Uwe Heinrich

Auch die beiden anderen Finalisten – der fünf Meter hohe, Richtung Osten knieende Mann des Karlsruher Bildhauers Stefan Balkenhol und das mit Wende-Sätzen beschriftete, transparente Dach des Münchners Andreas Meck sollten überarbeitet werden. Balkenhol schied vorzeitig aus, so wurde aus dem Dreikampf ein Duell zwischen Milla und Meck. Das letzte Wort hat nun die Politik.

Was lange gärt. Dass es gar nicht gut wird, das Denkmal, das an die friedliche Revolution und die Wiedergewinnung der Deutschen Einheit erinnern soll, davon sind Teile der Opposition überzeugt. Nach der langen Vorgeschichte, nach dem Bundestagsvotum vom 9. November 2007 für das Denkmal, nach einem ersten, offenen Wettbewerb mit 523 eingereichten Arbeiten, der 2009 gescheitert war, nach einem zweiten, qualifizierten Wettbewerb, dessen Jury letzten Herbst nicht einen Sieger kürte, sondern gleich drei – nach all diesen Verzögerungen finden die Bündnisgrünen und die Linksfraktion, dass es nun viel zu schnell geht.

So fürchten die Grünen eine Präjudizierung und fordern, „die Realisierung zunächst auszusetzen und stattdessen ein öffentliches Diskursverfahren durchzuführen“. Dabei sollen Bedeutung, Standort und Gestaltungsanforderungen nochmals erörtert werden. Einen entsprechenden Antrag wollen sie am Donnerstag im Bundestag stellen. Bereits vergangene Woche hatte die Fraktion in einem Brief an den Kulturstaatsminister kritisiert, die Situation sei verfahren. „Wir brauchen eine öffentliche Diskussion und keine vorschnellen Entscheidungen“, heißt es in dem von Grünen-Chefin Claudia Roth unterzeichneten Brief.

Die kulturpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Luc Jochimsen, sprach am Dienstag von Instrumentalisierung. Statt des eigentlich angekündigten Sachstandsberichts solle nun ein Beschluss „durchgepeitscht“ werden. Die Abstimmung im Kulturausschuss hat keine bindende Wirkung, sie kann lediglich das Votum der Auslober verstärken – oder schwächen.

Warum den Sockel nicht leer lassen? Warum nicht das Brandenburger Tor zum Einheitssymbol erklären? Die Debatte ist das Denkmal? Selbst nach den zahlreichen, bereits geführten Diskussionen über den Standort vis à vis dem künftigen Schloss, über die Konkurrenz Leipzig/Berlin und eine drohende Bedeutungsüberfrachtung des Denkmals kann von einem breiten, von der Öffentlichkeit getragenen Konsens bis heute nicht die Rede sein. Es steckt der Wurm im Einheitsdenkmal. Seit dem zähen Ringen um die Gestaltung des Holocaust-Mahnmals weiß jeder, dass gute Gedenkkunst Zeit braucht.

Mit den Vorbereitungen zum Bau der mit zehn Millionen Euro veranschlagten Skulptur könnte nach einer Entscheidung sofort begonnen werden. Ein Einweihungstermin steht noch nicht fest.

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