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Kultur: Einsatz, bitte!

Eine

von Christiane Peitz

Warum wettet der Mensch eigentlich gerne? Spätestens seit dem SchiriSkandal rund um Robert Hoyzer ist klar: Der Abendländer wettet sogar so verdammt gerne, dass die Lust auf den Einsatz kriminelle Energien freisetzt. Ist doch klar, sagen die einen: Der Spieltrieb im Manne treibt ihn ins Wettbüro – und die ganze Familie zur TV-Show mit Thomas Gottschalk. Ohne Risiko wenigstens nach Feierabend ist unser saturiertes Leben doch ziemlich öde. Stimmt nicht, kontern die andern: Es geht ums Rechthaben. In jedem von uns steckt ein kleiner, gemeiner Besserwisser, der sich eben dieses Besserwissen zu gerne versilbern lässt. Von wegen, mischen sich die Schlaumeier ein: Der Wettsüchtige will mitnichten gewinnen – das Spiel an und für sich verschafft dem Spieler den Lustgewinn, egal wie es ausgeht. Das wusste schon Dostojewski.

Diese Woche kommt ein Film ins Kino, dessen Heldin permanent Wetten mit dem Schicksal abschließt. „Wenn ich vor dem Auto an der Straßenkurve ankomme, ist mein Liebster doch nicht im Krieg gefallen“, raunt sich Audrey „Amélie“ Tautou als „Mathilde“ in Jean-Pierre Jeunets gleichnamiger Kriegsromanze selbst zu – und rennt los. Vielleicht ist es das: Wer wettet, fügt sich dem Unausweichlichen nicht. Wer wettet, übernimmt die Regie in einem Stück, das der Zufall schreibt oder der Trainer oder der Schiri oder sonst ein höheres Wesen

Wer wettet, trotzt Gott und dem Tod. Mephisto hätte seine Freude.

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