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Der Große Saal der Elbphilharmonie in Hamburg.

© dpa

Elbphilharmonie: Muss sich Berlin jetzt verstecken?

Die Elbphilharmonie in Hamburg ist eröffnet. Und Berlin? Schaut plötzlich alt aus? Von wegen! Ein Blick ins Kulturprogramm der Hauptstadt.

Hand aufs Herz: Wir Berliner sind heute neidisch auf die Hamburger Fischköppe. Was ist die Hauptstadt gegen den Hafen, das Humboldt-Schloss (und die Kunstscheune am Kulturforum) gegen eine Ikone wie „Elphi“?

Heißt das jetzt, Hamburg leuchtet, Berlin duckt sich weg? Bleiben wir cool. Schließlich haben wir die Philharmonie, einen der besten Konzertsäle der Welt, genauso groß, genauso strahlend, genauso gute Akustik – Scharouns Prachtsegelschiff kann uns keiner nehmen. Zumal eins der weltbesten Orchester darin residiert, und das nicht erst seit gestern: Mal hören, wie die Philharmoniker klingen, wenn sie im Mai die Elbphilharmonie ausprobieren. Und wir haben diese sagenhafte Vielfalt, Eröffnungen, Jubiläen, Umzüge, man kommt nicht hinterher. Versuch eines Superlativs: Berlin ist die mobilste Kulturmetropole der Welt. Hier ist jeder Tag Festtag, jeden Tag Eröffnung.

Aus dem Terminkalender: Das Haus der Kulturen der Welt schließt am 2. Februar seine Pforten wieder auf – die ehemalige Kongresshalle wird gerade generalüberholt und eine neue, feine, kleine Ausstellungshalle gibt es dann auch. Das Staatsopern-Provisorium im Schillertheater ist längst lieb gewordene Tradition, aber der Wiedereinzug in die Lindenoper am 3. Oktober wird glanzvoll, wetten? Die Neue Nationalgalerie präsentiert in der Zeit ihrer Sanierung fabelhafte Intermezzi im Hamburger (!) Bahnhof, der seinerseits vor 20 Jahren als Museum eingeweiht wurde. Das Humboldt-Forum macht sowieso Lust auf die Zukunft, und was treibt eigentlich Chris Dercon gerade?

An diesem Donnerstag feiert die daadgalerie Wiedereröffnung in der Kreuzberger Oranienstraße. Die Älteren erinnern sich: Das internationale Künstlerprogramm war schon da, als die Rede von Berlins hipper Kunst- und Kulturszene noch nach Utopie klang. Nächste Woche feiern außerdem die Bar jeder Vernunft und das Tipi Geburtstag, die kleine Bar wird 25, das opulente Tipi 15 Jahre alt. Auch die Kunst-Werke sanieren zum 25. Jubiläum und laden zur Offenen Tür. Ein Vierteljahrhundert ist’s her, die wilde Zeit nach dem Mauerfall, als in Zelten und maroden Fabriken der Glamour einzog oder die Weltkunst. Und sie sind geblieben, bis heute, Berlin und die Kunstszene feiern silberne Hochzeit.

Heißt das, die Zukunft kommt in die Jahre? Nein, die Zeit schlägt hier in Berlin nur gern mal Purzelbäume. Die Berlinale veranstaltet im Februar übrigens ihre erste Science-Fiction-Retrospektive, das passt. Vorher fahren wir schnell noch nach Hamburg und bringen Elphi Grüße von der Spree mit.

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