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Eine Jahrhundertsängerin: Waltraud Meier

© Nomi Baumgartl

„Elektra“ an der Berliner Staatsoper: Waltraud Meiers umjubelter Bühnenabschied

Schluss und Tschüss: Nach 47 Jahren beendet Waltraud Meier ihre Karriere als Opernsängerin. In der Berliner Staatsoper singt sie ein letztes Mal die Klytämnestra in der „Elektra“ von Richard Strauss.

Kaum ist der letzte Ton verklungen am Freitag in der Staatsoper, da bricht ein Tumult los, wie man ihn sonst nur von den Bayreuther Festspielen kennt: Bravos und Applausgeprassel, Johlen, zustimmende Pfiffe, stampfende Füße. Der Saal tobt nach einer außergewöhnlichen Aufführung von Richard Strauss‘ Antikendrama „Elektra“ – vor allem aber feiern die Leute eine Sängerin: Waltraud Meier, die nach 47 Jahren ihre Bühnenkarriere beendet.

Rosensträuße fliegen über den Orchestergraben hinweg, Matthias Glander, der Soloklarinettist der Staatskappelle lobt die stets freundliche Kollegialität der Sängerin, sagt: „Du bist eine von uns!“, Intendant Matthias Schulz rühmt sie als „Jahrhundertsängerin“. Und er übertreibt nicht: Mit einer seltenen Kombination aus Charisma und musikalischer Intelligenz hat sie Generationen von Klassikfans begeistert. Waltraud Meier kann aus Tönen Seelenporträts formen – und die so erschaffenen Charaktere auch optisch glaubwürdig verkörpern.

Waltraud Meier in Patrice Chéreaus „Elektra“-Inszenierung an der Berliner Staatsoper.

© Monika RIttershaus

Mit 20 Jahren tritt sie ihr erstes Engagement an, 1976, im Theater ihrer Heimatstadt Würzburg, es folgen Stationen in Mannheim und Dortmund. 1983 ist sie in Bayreuth eine sensationell sinnliche Kundry, die Rolle in Wagners „Parsifal“ wird ihr Markenzeichen. Sie singt international die großen Mezzo-Rollen, wechselt dann ins hochdramatische Sopranfach, überwältigt als Isolde in Heiner Müllers Bayreuther „Tristan“-Inszenierung.

An der Berliner Staatsoper hat sie ab 1992 fast ein Dutzend Rollen gesungen, vor allem unter der Leitung von Daniel Barenboim, der ihr zum engen künstlerischen Partner wird, bei ihrem umjubelten Finale aber krankheitsbedingt nicht dabei sein kann.

Wer Waltraud Meier am Freitag als Klytämnestra erlebt, schauspielerisch wie sängerisch präzise, auratisch in der Ausstrahlung, dazu beeindruckend textverständlich, würde ihr gerne noch weitere Jahre zuhören und -sehen. Doch sie setzt den Schlusspunkt selbstbestimmt – und bleibt auch in diesem emotionalen Moment ein „Gesamtkunstwerk aus Glamour und Bodenständigkeit“, wie es Staatsopern-Intendant Schulz formuliert. Ihre Danksagung ans Publikum beschließt sie mit den Worten: „Ich habe musikalisch nichts mehr zu sagen. Tschüss!“

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