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Kultur: Er!

Vladimir Malakhov tanzt endlich wieder in Berlin

Von Sandra Luzina

Seine Fans haben ihn schmerzhaft vermisst. Gleich zwei Operationen am rechten Knie musste sich Berlins Ballettchef Vladimir Malakhov 2007 unterziehen. Sechs Monate konnte der Tanzstar nicht auftreten – in seiner 22-jährigen Karriere hat er noch nie so lange pausieren müssen. Sein glorioses Comeback feierte Malakhov nun am Freitag in der Staatsoper Unter den Linden, wenige Tage nach seinem 40. Geburtstag, in einem Alter also, wo andere Tänzer in den Ruhestand wechseln.

Ja, er sei etwas nervös, bekannte er kurz vor der Vorstellung, doch er brenne darauf, wieder zu tanzen. Zehn Minuten genügten dem Tänzer, um sein außergewöhnliches Können zu demonstrieren. Die luftigen Sprünge – sein Markenzeichen - hat er diesmal den Jüngeren überlassen. Für sein Comeback hat er sich aber eine betörende Rolle und eine berückende Partnerin ausgesucht: beim Jerome-Robbins-Ballettabend tanzt er mit Polina Semionova den berühmten Pas de deux „Afternoon of a Faun“ aus dem Jahr 1953 zu Debussys Tongemälde. Robbins hat die mythische Szene vom träumenden Faun und der fliehenden Nymphe in einen Ballettsaal verlegt. Sein Kunstgriff besteht daran, dass er die beiden Tänzer vor einem imaginären Spiegel agieren lässt. Dieser „Faun“ ist zugleich auch eine raffinierte Choreografie der Blicke.

Wenn sich der Vorhang hebt, sieht man den schlummernden Malakhov am Boden liegen. Hinreißend sein Erwachen: Malakhov streckt, dehnt und räkelt sich, jede seiner Bewegungen atmet eine selbstvergessene Sinnlichkeit. Kurz deutet er die legendären Nijinsky-Posen an, so als wären sie in seinem Körpergedächtnis gespeichert. Nijinsky stellte die Begierde des Fauns offen aus, Robbins’ Neoklassizismus zielt auf Sublimation und Verklärung. Für das perfekt eingespielte Paar Malakhov und Semionova ist der Pas de deux eine Gelegenheit, ihre subtilen Verführungskünste zu demonstrieren. Elektrisierend der Moment, wo die beiden in ihren Übungen vertieften Tänzer sich erstmals erblicken. Das Begehren entzündet sich am Spiegelbild, und wenn die beiden sich physisch näherkommen, bleiben sie dem Bild des anderen verhaftet. Der Pas de deux gipfelt in einem kontrollierten Rausch. Am Ende entflieht sie, und er gibt sich erotischen Fantasien hin. Drei Mal wird Malakhov noch den Faun tanzen, Ende Januar steht die nächste Premiere an: In „Glories of the Romantic Ballet“ wird Malakhov als bekennender Romantiker über die Bühne schweben. Und uns wieder zum Schwärmen bringen! Sandra Luzina

Wieder am 13., 16. und 18. Januar

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