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Kultur: Erntedank

Das Gedenkkonzert für Boris Pergamenschikow.

Acht Jahre sind vergangen, seit Boris Pergamenschikow den Bogen seines Cellos für immer aus der Hand legen musste. Doch das, was der Musiker aus St. Petersburg über das Spielen erfahren hat, lebt fort. Pergamenschikow, der 1977 in den Westen emigrierte, war ein großer Lehrer, ab 1988 an der Berliner Eisler-Hochschule. Zum vierten Mal richteten ihm seine Schüler nun ein Gedenkkonzert aus, eine Art Erntedankfest im Kleinen Saal des Konzerthauses – mit Beethovens Sonaten für Klavier und Violoncello. Ein Programm im Sinne Pergamenschikows: das gleichberechtigte Musizieren zweier Partner, die solistische Emanzipation seines Instruments, Experiment und Eigensinn, eingebettet in Humor und wehrhafte Humanität. Wer so denkt, gibt einen Klang nicht einfach weiter, er ermutigt jeden Schüler, den eigenen Ton zu finden. Fünf Sonaten, fünf Cellisten, vier Pianisten: ein intensives, forderndes Erlebnis.

Zart, dabei ohne jeden Anflug von Weichlichkeit begegnen Julian Steckel und sein Pianist Paul Rivinus der Sonate F-Dur op. 5 Nr. 1. Ganz dem poetischen Fluss ergeben steuern Julian Arp und Caspar Frantz durch das Schwesterwerk in g-Moll op. 5 Nr. 2. Beethovens heroische Phase findet mit Claudio Bohórquez und Katia Skanavi rhythmisch raffinierte und leidenschaftliche Kämpfer. Die extremen Höhenlangen der späten Sonate C-Dur op. 102 Nr. 1 integriert Danjulo Ishizaka mit Leichtigkeit, Emil Rovner antwortet den Schroffheiten von op. 102 Nr. 2 mit Aufrichtigkeit. Martin Helmchen ist beiden ein akribischer Partner am Klavier. Viele Gaben, ein Geist: Die Konzerte für Pergamenschikow gehen weiter. Ulrich Amling

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