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Kultur: Ex-Rattles-Mitglied Achim Reichel im Interview - "Manches wirkt heute nur noch grotesk"

Achim Reichel, Sie waren Mitglied bei den "Rattles", einer der wichtigsten deutschen Rock-Bands der sechziger Jahre. Welche Bedeutung hatten die "Lords" und die "Rattles"?

Achim Reichel, Sie waren Mitglied bei den "Rattles", einer der wichtigsten deutschen Rock-Bands der sechziger Jahre. Welche Bedeutung hatten die "Lords" und die "Rattles"?

"Wir waren die Bands überhaupt. Bevor wir auftauchten, gab es nur Schlager-Typen mit Begleitbands. Erst durch uns wurde der Gruppen-Gedanke geboren. Die Rattles waren unbehauener, roher, den Stones vergleichbar, während die Lords Uniformen trugen. Uns waren sie zu preußisch."

Die Rivalität der Bands war legendär.

Man ging sich aus dem Weg. Wenn die Lords in Hamburg auftraten, sind wir nicht hingegangen, und sie haben uns ignoriert, wenn wir in Berlin zu Gast waren. Später haben wir häufig gemeinsam über unsere Ignoranz gelacht. Denn wir hatten nicht kapiert, dass uns ein hitziger Übermut und dummer Jungen-Neid veranlasste, uns über die anderen lustig zu machen.

Was ist geblieben?

Damals waren Leute mit elektrischen Gitarren und langen Haaren eine Revolution. Heute bin ich ewig dankbar dafür, dass ich nicht auf Revival-Festivals auftreten und von der ersten Liebe singen muss. Dass die Lords als ihre eigene Cover-Band endeten, liegt an den Erwartungen, die an deutsche Künstler erhoben werden. Manches, was damals Wildheit und Wahrheit besaß, wirkt heute nur noch grotesk.

KM

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