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FEST DER SINNECalixto Bieito zeigt „Tirant lo Blanc“: Der verführerische Ritter

Tirant lo Blanc, der weiße Ritter, ist zwar nicht so bekannt wie seine britischen Kollegen Lancelot oder die Ritter der Kokosnuss. Doch die Taten dieses kampfkundigen Edelmanns füllen ein ganzes Buch.

Von Sandra Luzina

Tirant lo Blanc, der weiße Ritter, ist zwar nicht so bekannt wie seine britischen Kollegen Lancelot oder die Ritter der Kokosnuss. Doch die Taten dieses kampfkundigen Edelmanns füllen ein ganzes Buch. Als Joanot Martorell vor einem halben Jahrtausend seinen Ritterroman „Tirant lo Blanc“ schrieb, waren Konstantinopel und der oströmische Kaiser gerade im Kampf gegen die moslemische Übermacht gefallen. Der weiße Ritter stellt deshalb eine Utopie dar. Er soll die zerrissene Christenheit einigen und Konstantinopel befreien.

Aber natürlich lässt dieser Haudegen auch nichts unversucht, um das Herz einer schönen Frau zu erobern – wie er überhaupt den sinnlichen Genüssen gern zuspricht. „Tirant lo Blanc“, der erste Roman in katalanischer Sprache, hat zahlreiche prominente Bewunderer. Cervantes pries ihn im „Don Quijote“ als einen „Schatz des Vergnügens“ sowie als „bestes Buch der Welt“. Dieser Tirant le Blanc ist gewiss kein Ritter ohne Fehl und Tadel – und so lässt sich dieses Epos als eine Huldigung an den Menschen in all seinem Glanz, aber auch all seiner Mittelmäßigkeit verstehen. Der katalanische Regie-Provokateur Calixto Bieito bringt das Werk nun auf die Bühne – als ein mediterranes Fest der Sinne. Bei dieser Tafelrunde dreht sich alles ums Essen, Lieben und Kämpfen. Die Kunst des Krieges – so demonstriert Bieito – ist mit der Kunst der Verführung verwandt. Die martialischen Ritterspiele bilden den Höhepunkt der „Fet a Catalunya“. Mit dem katalanischen Theater- und Musikfestival startet das Hebbel am Ufer in die neue Spielzeit. Sandra Luzina

HAU 1, Do 27.9., 19.30 Uhr (Premiere),

Fr/Sa 28./29.9., 19.30 Uhr, 11 u. 18 €, erm. 7 €

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