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Kultur: Festival, die zehnte

Schauen Sie sich ruhig ein bisschen um auf dieser Seite hier. Unter dieser Kolumne werden Sie eine Art Tabelle bemerken, da bewerten Filmkritiker Filme.

Schauen Sie sich ruhig ein bisschen um auf dieser Seite hier. Unter dieser Kolumne werden Sie eine Art Tabelle bemerken, da bewerten Filmkritiker Filme. In einigen Fällen sind sie sich ziemlich einig, in anderen nicht.

Berlinale 2002 Online Spezial: Internationale Filmfestspiele Tagesspiegel: Alle Berichte, Reportagen, Rezensionen Gewinnspiel: meinberlin.de verlost Filmbücher Fotostrecke: Ausschnitte aus den Wettbewerbsfilmen Wann ist ein Film ein guter Film? Über dieser Frage sind schon Freundschaften zerbrochen. Kritiker tun gerne so, als seien diejenigen, die zu einem anderen Urteil gelangen, ein bisschen dümmer als sie. Aber das ist Quatsch. Einige Fälle scheinen eindeutig - dass "Amen" von Costa-Gavras nichts taugt, sieht wohl jedes Kind... huch, da bemerke ich bei "Amen" doch tatsächlich schwarze Punkte in der Tabelle! Aber ob man mit dem melancholischen Humor der "Royal Tenenbaums" etwas anfangen kann, hängt doch sehr vom Geschmack und der jeweiligen Persönlichkeitsstruktur ab. Ob ein Film "gut gemacht" ist, kann der Experte halbwegs objektiv beurteilen, ob man ihn mag, ist eine andere Frage. Ich mag die "Royal Tenenbaums" übrigens.

In einer Kritik zu Andreas Dresens Wettbewerbsfilm "Halbe Treppe" wurde pikiert angemerkt, dass darin Menschen gezeigt werden, die mit unrasierten Achselhöhlen Aerobic treiben. Das zum Beispiel war eine für die Leserschaft hilfreiche Bemerkung. Der Autor - womöglich ein Münchner Rossini-Schmock? - möchte im Kino schöne Menschen in gepflegten Restaurants sehen. Das ist für ihn okay. Aber für mich zum Beispiel ist das kein Kriterium. Deswegen weiß ich, dass ich auf das Urteil dieses Kritikers nichts geben muss, obwohl er bestimmt ein großer Filmexperte ist und stundenlang über Schnittfehler reden kann.

Warum sagt man Tisch zu einem Tisch? Wann ist ein Film ein Meisterwerk? Über beides entscheidet letztlich die historisch gewachsene Konvention. Jeder Kritiker kann Filme nennen, die er für Meilensteine hält, die aber trotzdem vergessen sind. Und fast über jeden Film, der heute als Meisterwerk gilt, sind auch ein paar Verrisse geschrieben worden, vernünftige Texte an sich, von Leuten, die durchaus Filmexperten waren - besonders berühmt ist der Verriss von "Casablanca" im "Spiegel".

Irgendwann kommt der Moment, von dem an man heiliggesprochene Werke nicht mehr mit unbefangenen Augen sehen kann. Dann hat die Geschichte entschieden, und wer das heilige Werk trotzdem nicht mag, sucht den Fehler nicht mehr im Film, sondern bei sich selber. Wenn wir aber Charlie Chaplin aus dem Gedächtnis der Menschheit löschen könnten und "City Lights" würde bei der Berlinale starten - es gäbe bestimmt ein paar Kollegen, die "City Lights" für Kitsch halten und zwei weiße Punkte geben würden. Ehrlich gesagt: Es ist was dran.

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