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Kultur: Feuervögel unter sich

In hohem Bogen schnellt die Hand nach oben, beschreibt einen weiten Halbkreis und saust dann mit unfehlbarer Präzision auf die Tasten nieder.Wie einem Adler, der seine Beute aus höchster Höhe anpeilt und punktgenau zustößt, gelingt es Olli Mustonen, seine weit ausladende Gestik mit einer stupenden Anschlagsdynamik zu koordinieren: So grotesk Mustonens Bewegungsdrang demjenigen erscheinen mag, der dem Pianisten zum ersten Mal bei der Arbeit zusieht, so schnell wird dem Betrachter aber auch klar, daß bei dem jungen Finnen keine Attitüde dahintersteckt.

In hohem Bogen schnellt die Hand nach oben, beschreibt einen weiten Halbkreis und saust dann mit unfehlbarer Präzision auf die Tasten nieder.Wie einem Adler, der seine Beute aus höchster Höhe anpeilt und punktgenau zustößt, gelingt es Olli Mustonen, seine weit ausladende Gestik mit einer stupenden Anschlagsdynamik zu koordinieren: So grotesk Mustonens Bewegungsdrang demjenigen erscheinen mag, der dem Pianisten zum ersten Mal bei der Arbeit zusieht, so schnell wird dem Betrachter aber auch klar, daß bei dem jungen Finnen keine Attitüde dahintersteckt.Das Klangergebnis nämlich ist von derart bezwingender Schlüssigkeit, daß man die optische Exaltiertheit gern in Kauf nimmt, wenn man dafür ein derart intensives, erhellendes Klavierspiel geboten bekommt.Beim Berliner Philharmonischen Orchester durchleuchtete Olli Mustonen jetzt Ravels Klavierkonzert - unerbittlich in seiner Attacke, atemberaubend in seiner gläsernen Weltentrücktheit, bewundernswert in der Konsequenz seines Interpretationsansatzes.Die ganze Nuancierungskunst des Feingeists Ravel, das Changieren des 1932 uraufgeführten Konzerts zwischen jazziger Modernität und duftiger Klangfarbenmalerei arbeitete Olli Mustonen höchst intelligent und höchst lustvoll heraus - in mitreißender geistiger Komplizenschaft mit dem Orchester und dem Dirigenten Esa-Pekka Salonen.

Auch Salonen ist ein Liebhaber der großen Gesten, auch er steigt voll in die Stücke ein, malt Musik mit weiten Armbewegungen und beherztem Körperschwung - und bleibt dabei genauso präzise wie sein Landsmann Mustonen.Strawinskys "Feuervogel" gestaltet er mit den Philharmonikern zu einem wirklichen Ballett fürs innere Auge.Keine Sekunde lang gerät der Entwicklungsfluß der Musik ins Stocken, alles bleibt Bewegung, strömt sanft oder energisch voran, verliert nie die Richtung, das Ziel; ein ästhetisches Vergnügen.

Handfester geht es da bei Salonens Eigenkomposition "L.A.Variations" zu, einer Hommage des Finnen an "sein" Los Angeles Symphony Orchestra, das er seit 1992 leitet: Vom Komponisten selbst als das Ausgelassenste, das er je geschrieben habe, charakterisiert, bricht sich hier in den Trommel-Ekstasen, Blechbläser-Soli und Streicher-Eruptionen der Spaß am Supersound eines Riesenorchesters Bahn: Zeig, was du kannst, lautet die Devise - und die Philharmoniker lassen sich nicht zweimal bitten.

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