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Bei Dreharbeiten geht es nicht nur um Kunst, sondern auch um Umweltbelastung.

© imago images/Steffen Schellhorn

Filmbranche vereinbart ökologische Produktion: Drehen soll grüner werden

Lässt sich der Energieverbrauch von Filmproduktionen senken, ohne dass die Qualität leidet? Eine Diskussion über Green Shooting in Berlin.

Unsere Fiktion soll nachhaltiger werden. Also hat sich Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) mit dem Arbeitskreis Green Shooting, den Filmförderungen der Länder und der Filmförderungsanstalt auf ökologische Mindeststandards für die deutsche Film-, TV- und Video-on-Demand-Wirtschaft geeinigt. Das wurde bei einer Veranstaltung in der Landesvertretung Baden-Württemberg verkündet verkündet.

Roth betonte, dass die Klimakrise eine der Überlebensfragen der Zeit sei, die sich auch durch die Kultur- und die Filmwirtschaft ziehe. „Deshalb gilt es, die Film- und Medienbranche auf ihrem Weg hin zu mehr Nachhaltigkeit zu unterstützen und dauerhafte Strukturen für eine nachhaltige Produktion von Bild und Ton zu etablieren.“

Dabei sollen die geltenden Standards mit den Nachhaltigkeitskriterien der Filmförderungen von Bund und Ländern zusammengeführt werden. Nach Ende dieses Prozesses, sprich vom Januar 2023 an, steht in deren Förderregularien sowie bei den im Arbeitskreis Green Shooting zusammengeschlossenen Medienunternehmen, Plattformen, Sendern und weiteren Akteuren die Umsetzung an. Die verbindlichen Prämissen der Selbstverpflichtung sind klar umrissen: gemeinsam, einheitlich und nachprüfbar.

Viele Tonnen CO2 sollen eingespart werden

Carl Bergengruen, Sprecher des Arbeitskreises Green Shooting, gestand zu, dass „wir alle zu lange gedacht haben, Film- und TV-Produktionen bedeuten große Bilder, aber nur kleine Emissionen und Ressourcenverbräuche“. Untersuchungen würden aber das Gegenteil belegen. Bei der Veranstaltung gab es unterschiedliche Einschätzungen, welche Effekte erzielt werden können. So soll die Produktion eines Kinofilms 35 Tonnen CO2 produzieren, was bei ökologischem Produzieren auf drei Tonnen heruntergefahren werden könnte. Mitinitiator und Produktionsexperte Philip Gassmann machte wohl die realistischere Rechnung auf, als er das Einsparpotenzial auf 30 bis 40 Prozent bezifferte.

Wie auch immer, nachhaltige Effekte stellen sich nur ein, wenn die Infrastruktur einer Produktion umgestellt wird. Die ARD-Vorsitzende und RBB-Intendantin Patricia Schlesinger kalkulierte die Umsetzung auf „ein bis vier Prozent Mehrkosten pro Produktion“. Zugleich ließ sie keine Zweifel am Engagement der öffentlich-rechtlichen Anstalten. Diese seien dem Gemeinwohl verpflichtet, weshalb der Umgang mit Ressourcen ein wesentlicher Aspekt sei.

18 Kriterien müssen für das Label "green motion" erfüllt sein

Schauspielerin Maria Furtwängler hob hervor, dass sich die Filmschaffenden als „Geschichtenerzähler“ bei dem Thema verstehen müssten. „Es darf nicht das Gefühl entstehen, dass uns etwas weggenommen wird, sondern der Einsatz etwas erbringt.“

Stichwort Mindeststandards: Dazu gehören etwa die Umstellung auf LED-Scheinwerfer, die verstärkte Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel der Filmcrews, der Einsatz umweltfreundlicher Fahrzeuge, der Verzicht auf Dieselgeneratoren, Kurzstreckenflüge und Einweggeschirr, die Erstellung eines CO2-Fußabdrucks sowie eine Beratung durch Nachhaltigkeitsexpertise. Sind 18 Kriterien erfüllt, kann jede Produktion mit dem Label „green motion“ gekennzeichnet werden.

Philipp Gassmann verwies darauf, dass der deutsche Mindeststandard international der erste seiner Art sei. Das führte zu allgemeinem Schulterklopfen in der Runde. Vor der Landesvertretung Baden-Württemberg warteten derweil die schweren Dienstwagen auf die Teilnehmenden.

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