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Kultur: Flüchten

Forum: „Der irrationale Rest“

In guten Dokumentarfilmen ist Zeit nicht nur Länge, sondern es entsteht etwas, was nicht einfach auszusprechen ist, nicht einmal richtig benennbar. Eine seltsame Tiefenschärfe. Der Film von Thorsten Trimpop heißt „Der irrationale Rest“ und etwas in der Art muss es wohl sein. Die Geschichte selbst braucht nur wenige Sätze: Suse ist mit Matthias zusammen, damals, 1987 in der DDR, und ihre beste Freundin ist Susanne. Sie sind jung, keine zwanzig Jahre alt, als Matthias und Susanne „abhauen“ in den Westen, und Suse kommt nicht mit. Matthias und Susanne sind bald wieder da, gefasst an der tschechischen Grenze nach Bayern. Dann sitzen sie im StasiGefängnis Hohenschönhausen.

Trimpop zeichnet das Psychogramm einer zerbrochenen Liebe, einer verlorenen Freundschaft. Denn der eigentliche Bruch ist gar nicht das Weggehen, sondern dass die Weggeher schon vorher nicht mehr da sind. Sie leben längst in einer anderen Welt, zu der Suse nicht mehr gehört. Matthias, Susanne und Suse erinnern sich, jeder für sich. Es entsteht nicht nur die individuelle Geschichte dreier Menschen, denn so oder ähnlich geschah sie tausendfach. „Der irrationale Rest“ erzählt das Weggehen als Geschichte der Seele. kd

Heute, 19 Uhr (Delphi); morgen, 17 Uhr (Cinestar 8); 15.2., 17.45 Uhr (Arsenal); 16.2., 10 Uhr (Cinemaxx 3)

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