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OneMan

© Berlinale

Forum: Bloß nicht politisch korrekt sein

"The One Man Village" ist der einzige arabische Film im Forum. Die Berliner Firma "Mec" hat ihn koproduziert.

Noch überdeckt das Lampenfieber den Stolz. Doch eigentlich wäre es die Zeit des Triumphes. Nicht nur, dass der Film gegen viele Widerstände überhaupt fertig wurde, auch die Tatsache, dass „The One Man Village“ es als einziger arabischer Film ins Forum geschafft hat, ist ein enormer Erfolg. Berlinaleweit ist Regisseur Simon El Habre sogar der einzige Filmemacher direkt aus einem arabischen Land. Auch das macht stolz.

Aber ist es nicht ein bisschen viel Verantwortung für einen einzigen Film und damit auch für die Berliner Firma, die ihn koproduziert hat und verleiht? „Mec- Film“ ist trotz des leicht größenwahnsinnigen Namens fast ein One-Woman-Geschäft. Mec-Film steht für „middle eastern cinemas“, was Filme von Ägypten bis Syrien im Vertriebsprogramm einschließt. Die meisten kommen aber aus Palästina und Israel. Mec-Film ist Irit Neidhardt, eine zierliche Frau mit stiller Leidenschaft und, wie sie selbst sagt, calvinistischer Disziplin. Dabei ergibt sich ihr regionales Interesse auch aus der Biografie: Neidhardt hat einen Teil ihrer Jugend – sie stammt aus einer Pastorenfamilie – in Israel verbracht. Zurück in Münster begann sie die Mitarbeit an ersten israelisch-palästinensischen Filmreihen.

Das klingt nach Polit-Programmatik und Versöhnungsmission. Doch Neidhardt betont die filmästhetische Substanz ihres Programms. Die Botschaft sind gute Filme. Darum ärgert es sie, wie Kultur aus der Region immer wieder auf den Konflikt reduziert wird. Das war auch bei ihrem aktuellen „Herzensfilm“ so, wo europäische Förderinstitutionen forderten, die vor dem Hintergrund des Libanonkrieges angesiedelte dokumentarische Geschichte mit Erklärungen zum politischen Hintergrund zu füttern. Doch El Habre und Neidhardt wollten nicht vom Wesentlichen der Geschichte um Simons Onkel Semaan ablenken, der mit seinen Tieren als Einziger in einem kriegszerstörten Bergdorf zurückgeblieben ist. Es geht um die Narben des Krieges, um Verdrängung und darum, wie ein Einzelner sich durch sein Leben der Erinnerung stellt. Deshalb sollte alles konkret Politische draußen bleiben. Am Ende musste die Produktion auf die Förderung verzichten, um ihrem Konzept treu zu bleiben.

Mittlerweile ist die Firma in Friedrichshain eine der renommiertesten Adressen weltweit, wenn es um nahöstliches Kino geht. Und Neidhardt hat mit ihren Kontakten beste Voraussetzungen, um die Filme zu bekommen, die sie will. Kommerzielle Zugeständnisse an die Qualität will sie nicht machen: Großes Geld macht man so nicht, das Unternehmen bleibt angewiesen auf Gelder aus Verleihförderung und Beratungshonoraren. Nächster Schritt soll deshalb der Aufbau eines Online- Vertriebs sein, der die Filme auch den Interessenten aus der Region selbst zugänglich macht. Zurzeit tüfteln die Programmierer an einer Software, die es ermöglicht, regional unterschiedliche Tarife zu berechnen. Mit den Preisen der Raubkopien auf dem Schwarzmarkt kann Mec-Film selbstverständlich nicht konkurrieren. Doch mehr als eine Kinokarte im jeweiligen Land sollte das Runterladen eines Films eben auch nicht kosten. Silvia Hallensleben

„The One Man Village“, 15. 2., 12 Uhr (Cinestar 8)

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