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Kultur: Foto-Ausstellung: Guglielmo Coluzzi: "Quando Roma Era Roma"

Guglielmo Coluzzi war einer von jenen Halbstarken, die in der Via Veneto auf einem Motorroller saßen, rauchten und warteten. Die anderen hießen Carlo Bavagnoli, Pierluigi Praturlon, Sandro Vespasiani und natürlich Tazio Secchiaroli.

Guglielmo Coluzzi war einer von jenen Halbstarken, die in der Via Veneto auf einem Motorroller saßen, rauchten und warteten. Die anderen hießen Carlo Bavagnoli, Pierluigi Praturlon, Sandro Vespasiani und natürlich Tazio Secchiaroli. Klobige Kästen mit riesigen Blitzlichtern hingen von ihren Schultern, und so warteten sie auf die Prominenten der fünfziger Jahre. Sie waren namenlos, bis Federico Fellini einen von ihnen, Secchiaroli nämlich, zum Vorbild des Promi-Fotografen in seinem Film "La Dolce Vita" nahm. "Paparazzo", sagte Fellini, "klingt für mich nach einem surrenden Insekt, das kreist, attackiert und sticht." Seitdem nennt man Leute wie Guglielmo Coluzzi Paparazzi.

Coluzzi hat sich immer dagegen gewehrt, so bezeichnet zu werden. In der Tat hatte er wenig mit jenen Sensations-Jägern gemein, die Lady Di in Paris verfolgten und schwerverletzt fotografierten. Rom in den fünfziger Jahren war anders, klein und konsensfähig. Dieser Konsens zwischen Jäger und Gejagten hat dazu beigetragen, dass die Fotos besser, dass sie zu wirklichen Porträts wurden. In Coluzzis Bildern, die er in Illustrierten wie "Look", "Time" oder "Vogue" veröffentlicht hat, spürt man nicht viel Widerwillen, nicht bei Thomas Mann, Humphrey Bogart, Lauren Bacall, Audrey Hepburn, Frank Sinatra - unser Bild zeigt ihn 1955 am Strand von Ostia - oder all den anderen. "Quando Roma Era Roma" heißt in der Galerie "Art + Interior" die Ausstellung von Coluzzis Bildern jener Helden aus vergangenen Zeiten.

Die Berliner Via Veneto läuft heute quer durch Mitte. Lofts kosten hier längst so viel wie dort. Wer auch so wohnen will wie in Rom, also mit den großformatigen Coluzzi-Fotografien an der Wand und Möbeln von "Divani e Poltrone", wird sich in Niels Kummers Galerie "Art + Interior" einrichten können. Kummers ungewöhnliches Konzept heißt "Living Loft" - bei ihm ist die Ausstellungsfläche zugleich Einrichtungsvorschlag. Diese Mischform hat Kummer in New York kennen gelernt, wo er viele Jahre als Journalist gearbeitet hat und wo er in die Gruppe um Andy Warhol hineingerutscht ist. Später gab Kummer lange Jahre die deutsche Ausgabe von Andy Warhols "Interview" heraus. Nun ist er aus Rom nach Berlin gezogen, auf Drängen seiner Freundin, und verknüpft mitten im Galerienviertel Kunst und Lebensart einmal ganz neu.

mos

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