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Fotografie: Zerrbild: Annie Leibovitz steht vor dem Bankrott

Sie verfügt bei Fotoshootings über die größten Budgets, aber mit Geld kann Starfotografin Annie Leibovitz nicht umgehen. Nun bringt die 59-jährige Amerikanerin eine private Finanzkrise in arge Bedrängnis.

In der Nacht auf Mittwoch verstrich die Frist zur Rückzahlung eines 24-Millionen-Dollar-Kredits, sodass ihr der Zugriff auf Bild-Ikonen wie dem Porträt des nackten John Lennon oder der in Milch badenden Whoopi Goldberg ebenso verwehrt sein könnte wie auf künftige Einnahmen aus Bildern, die sie noch gar nicht gemacht hat.

Um die explodierenden Kosten für ihre drei denkmalgeschützten Stadthäuser in Manhattan und ein Landhaus im Norden der Stadt aufzubringen, hatte sich die vielbeschäftigte Porträtistin die Summe im vergangenen Jahr kurzfristig von der Art Capital Group, einem auf Kunst spezialisierten Pfandleihhaus, ausbezahlen lassen. Als Sicherheit bot sie die Verwertungsrechte an ihren Fotos sowie Immobilien im Wert von geschätzten 80 Millionen Dollar. Im Juli strengte Art Capital eine Klage gegen Leibovitz wegen Vertragsbruchs an, da sie bei den Raten mit hunderttausenden Dollar in Verzug geraten war, und setzte eine neue Rückzahlungsfrist fest.

Seit heute ist Annie Leibovitz, die berühmteste Fotografin der Welt, also praktisch ohne eigenes Werk. Art Capital und Leibovitz’ Anwälte bemühen sich hinter den Kulissen zwar weiterhin um eine Lösung, beide Seiten geben sich verschlossen, aber es ist nicht zu erkennen, wie die Künstlerin trotz sechsstelliger „Vanity Fair“-Gagen und luxuriöser Einnahmen durch Werbekampagnen ihre Schulden begleichen kann. Die hatten sich aufgehäuft, nachdem Leibovitz sich mit der kostspieligen Renovierung ihrer Häuser in Greenwich übernommen hatte. Steuernachzahlungen in Höhe von 1,4 Millionen und weitere 700 000 Dollar an unbezahlten Rechnungen verstärkten den Druck auf eine Frau, die den Umgang mit Geld nach Jahrzehnten ausufernder Budgets und immer extravaganter werdender Inszenierungen nicht mehr im Griff hatte. Überdies dürften ihr persönliche Rückschläge den Überblick erschwert haben: In den letzten Jahren starben Leibovitz’ Eltern sowie Lebensgefährtin Susan Sontag. Bemühungen, Teile ihres Werks zu verkaufen, brachten nicht den erhofften Erlös. Zudem fühlte sich Art Capital als potenzieller Rechteinhaber von einem Deal mit Getty Images hintergangen und zog vor Gericht. KM

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