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Kultur: Frankieboy und Frankieboss

Da steht er, als Triumphator – und Clown: Frank Sinatra ist 43, vor fünf Jahren hat er seinen ersten Oscar für den Gefreiten Maggio in „Verdammt in alle Ewigkeit“ bekommen, vom amerikanischen TeenagerSchwarm ist er längst zum weltweiten Idol geworden, als Schauspieler und vor allem als Sänger mit dem weich aufgerauhten, erotischen Timbre. Da dreht Sinatra 1959 die Revue-Komödie „Can Can“, mit Shirley MacLain und Frankreichs altem Meisterchansonnier Maurice Chevalier, und die musikalischen Arragements bestimmt Filmkomponist und Bandleader Nelson Riddle.

Da steht er, als Triumphator – und Clown: Frank Sinatra ist 43, vor fünf Jahren hat er seinen ersten Oscar für den Gefreiten Maggio in „Verdammt in alle Ewigkeit“ bekommen, vom amerikanischen TeenagerSchwarm ist er längst zum weltweiten Idol geworden, als Schauspieler und vor allem als Sänger mit dem weich aufgerauhten, erotischen Timbre. Da dreht Sinatra 1959 die Revue-Komödie „Can Can“, mit Shirley MacLain und Frankreichs altem Meisterchansonnier Maurice Chevalier, und die musikalischen Arragements bestimmt Filmkomponist und Bandleader Nelson Riddle. Mit Riddle hatte Sinatra schon seine ersten Erfolgsplatten aufgenommen, doch als Sinatra bei den Dreharbeiten zu „Can Can“ im Tonstudio eintrifft, im Pepita-Anzug und mit einem Strohhut (sonst Chevaliers Markenzeichen), da schlägt nach den ersten gemeinsamen Späßchen plötzlich die Stimmung um. Sinatra schaut in die Partitur, versteinert im Gesicht und weigert sich, das Vorgesehene zu singen. Er bockt, Chevalier ist die Szene peinlich, Filmproduzent Jack Cummings möchte Sinatra umstimmen, endlich winkt Sinatra im Sitzen mit seinem Hut Nelson Riddle heran – und aus dem Frankieboy wird der Frankieboss. Das gesamte musikalische Arrangement und damit auch die Filmchoreographie müssen geändert werden. Das kostet Zeit und Geld. Erst als sich Sinatra durchgesetzt hat, hebt sich Tage später die Laune, und Sinatra zieht seinen Kopfhörer wie ein Pirat übers Auge, und gleich wird er vor Shirley Maclaine zu tanzen beginnen. Das alles hat der Fotograf Bob Willoughby in seinem herrlichen Band „Frank Sinatra“ mit Bildern aus Frankies besten Zeiten (den fünfziger und sechziger Jahren) festgehalten (erschienen im Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, 208 Seiten, 29,90 €). Nichts darin von Koks und Mafia oder die Männerfreundschaft mit den Kennedys; dafür aber der tiefere Blick hinter die Kulissen der Arbeit – am Entertainment. Willoughs Aufnahmen sind bis zum 5. September auch in der Ausstellung „Frank Sinatra– This is Sinatra. Fotografien 1953-1965“ im Ernst-Barlach-Haus in Wedel bei Hamburg zu sehen. PvB

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