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Er wird fehlen. Der Berliner Regisseur Fred Berndt.

© Imago

Fred Berndt ist tot: Er war ein wahrer Kunst-Handwerker

Der Berliner Regisseur Fred Berndt hat überall im Land inszeniert. Trotzdem blieb er im Theater-Kanon eine Randfigur. Nun ist er mit 78 Jahren gestorben.

In den großen Heldenerzählungen des Theaters der Regieklasse Zadek, Stein, Peymann, Tabori oder Castorf kommt Fred Berndt eher am Rande vor. Und doch gehörte der am vergangenen Freitag in Berlin im Alter von 76 Jahren nach einer Herzoperation verstorbene Bühnenbildner, Theater- und Opernregisseur Fred Berndt zu den Menschen, die eine vielgesichtige Szene braucht.

Handwerk und Kunst, literarische Bildung und imaginative Bilder kamen bei Berndt auf eine unaufdringlich eindrückliche Weise zusammen. Ein wahrer Kunst-Handwerker. Gegen das Wort hätte er vermutlich nichts eingewandt und auf die großen Bildhauer verwiesen, die einst auf Naxos oder in Carrara ihre Marmorblöcke selbst herausgebrochen haben. Kunst, meinte auch Thomas Mann einmal, bestehe zu zehn Prozent aus Inspiration und neunzig Prozent aus Transpiration.

Der 1944 in Cottbus geborene Theatermann hatte in West-Berlin noch bei der Bühnenbildlegende Willi Schmidt an der damaligen Hochschule der Künste studiert. Später arbeitete er als Bühnenbild- und bald auch Regieassistent für Karl-Ernst Herrmann, Peter Stein, Klaus Michael Grüber und George Tabori.

Die eigene Regiekarriere begann Berndt nach seinen Anfängen als Ausstatter unter anderem bei der Freien Volksbühne Berlin und beim Frankfurter Theater am Turm ,1975 am Nationaltheater Mannheim, wo er Brechts „Kleinbürgerhochzeit“ inszenierte.

Nach Bühnenbildern und ersten Regien an den Opernhäusern von Frankfurt und Hamburg war er 1979 der Setdesigner bei Peter Steins TV-Verfilmung seiner Berliner Uraufführung von Botho Strauß’ Stationendrama „Groß und klein“, zusammen mit dem Kamerakünstler Michael Ballhaus.

Feinsinnig und mit zupackender Komik

Stein holte Berndt dann auch an die Berliner Schaubühne, wo er 1982 im gerade bezogenen Mendelsohnbau am Kurfürstendamm die Neuübersetzung von Eduardo De Filippos Volkstheaterstück „Die Kunst der Komödie“ inszenierte.

Die Aufführung wurde für die deutsche Szene zur eigentlichen Entdeckung des in Italien so berühmten wie hierzulande fast noch unbekannten neapolitanischen Dramatikers. Danach ist das Stück fast überall nachgespielt und sein Titel sprichwörtlich geworden.

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Ein Triumph. Karl-Ernst Herrmann hatte für seinen früheren Assistenten die opulente Szenerie eines süditalienischen, zwischen Prunk und Morbidezza changierenden Palazzo entworfen, in dem sich ein Wechselspiel zwischen dem Ortspräfekten und einer Schauspielertruppe entwickelt: als turbulenter und zugleich hintersinniger Widerstreit zwischen Kunst und Politik, Lokalposse und Welttheater.

Fred Berndt hatte das mit einem wunderbaren Ensemble (Werner Rehm, Wolf Redl, Gerd Wameling, Elke Petri, Paul Burian, Michael König) nuancenreich feinsinnig und dabei auch mit zupackender Komik inszeniert. Zum Berliner Theatertreffen wurde freilich erst sechs Jahre später eine Doris-Lessing-Inszenierung von ihm aus dem Schlossparktheater geladen. Danach hat Berndt bis 2019 landauf, landab inszeniert, Klassik und Moderne, Oper, Schauspiel und eigenes Raumtheater. Er fehlt nun.

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