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Kultur: Fremde Heimat

FILM

Zigaretten sind in Bungalow das Tauschmittel der Langeweile. Der Griff nach ihnen fällt auf, weil sonst nicht viel passiert. Wie ein gefangener junger Tiger durchmisst Paul (Lennie Burmeister) den elterlichen Bungalow und die nächste Umgebung. Aus dem Käfig der Bundeswehr ist er bei passender Gelegenheit schon entwichen. Aber wie weiter? Der Autotrip mit Lene (Trine Dyrholm), der dänischen Freundin seines Bruders Max (Devid Striesow), endet im Bett eines Landgasthofes. Danach stellt Faul sich den Feldjägern, als hätte ihm nur ein Abenteuer gefehlt. Ein anderer Grund für seine Desertion ist jedenfalls nicht erkennbar.

Ratlosigkeit bildet das schwierige Thema des Films. Wie erzählt man eine Geschichte von jemandem, der nichts will? Lennie Burmeisters Gesicht ist ein ausdrucksvoller Spiegel der auf der Stelle tretenden halbherzigen Verweigerung. Das Umherkurven mit dem Skateboard (das Burmeister auch als Profession betreibt) verhilft zur Illusion von Fortbewegung und Freiheit. Darin liegt das Signifikante des Films von Ulrich Köhler , der für das „Kleine Fernsehspiel“ gedreht wurde und letztes Jahr beim Filmfest in Schwerin den Hauptpreis erhielt. Wieder einmal führt ein junger deutscher Film Enge und Stillstand vor Augen, und wieder bricht, im Gegensatz zu den sozial engagierten britischen Kinowerken, nirgends eine existenzielle Not auf, die einen Impuls auslösen würde.

Ulrich Köhler, 1969 in Marburg geboren, hat die schmale Geschichte (zu sehen in den Hackeschen Höfen und im Kant) in die Hügellandschaft seiner Heimat versetzt. Die Darsteller sprechen ein neutrales Hochdeutsch – und dies gehetzt schnell, bis zur Grenze der Verständlichkeit. Die Kamera von Patrick Orth fixiert weite Räume und hält auf Distanz zu den Figuren. Wie verloren stehen sie da in weiter Entfernung. „Bungalow“ ist ein Versuch über eine fremd gewordene Heimat.

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