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Kultur: Friedenspreis des Deutschen Buchhandels: Jürgen Habermas geehrt

Der Soziologe und Philosoph Jürgen Habermas erhält in diesem Jahr den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Der Frankfurter Börsenverein ehrt Habermas damit als "den Zeitgenossen, der den Weg der Bundesrepublik ebenso kritisch wie engagiert begleitete, der mehr als einer Generation die Stichworte zur geistigen Situation der Zeit vermittelte und der von einer weltweiten Leserschaft als der prägende deutsche Philosoph der Epoche wahrgenommen wird.

Von Gregor Dotzauer

Der Soziologe und Philosoph Jürgen Habermas erhält in diesem Jahr den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Der Frankfurter Börsenverein ehrt Habermas damit als "den Zeitgenossen, der den Weg der Bundesrepublik ebenso kritisch wie engagiert begleitete, der mehr als einer Generation die Stichworte zur geistigen Situation der Zeit vermittelte und der von einer weltweiten Leserschaft als der prägende deutsche Philosoph der Epoche wahrgenommen wird." Überreicht wird der mit 25 000 Mark dotierte Preis während der Frankfurter Buchmesse am 14. Oktober in der Paulskirche. Der 71-jährige gebürtige Düsseldorfer, der heute in Starnberg lebt, ist der prominenteste deutsche Gegenwartsphilosoph und zugleich der letzte herausragende Vertreter einer Tradition, die sich unmittelbar auf die "Frankfurter Schule" von Max Horkheimer und Theodor W. Adorno. bezieht.

Habermas ist der 52. Träger des Friedenspreises. Mit seiner Gesellschaftstheorie habe Habermas die Tradition kritischer Aufklärung fortgeführt und "Freiheit und Gerechtigkeit als die Grundlagen in Erinnerung gebracht, an die jede staatliche Macht gebunden ist und die den unaufgebbaren Kern des demokratischen Gemeinwesens ausmachen", heißt es in der Begründung weiter. Mit seinem Rückgriff auf die Sprache als kommunikatives Handeln habe er "die Imperative der praktischen Vernunft freigelegt, deren Anerkennung allein friedvolle Verständigung unter den Bedingungen gesellschaftlicher Vielfalt und Verschiedenheit zustande kommen lässt."

Habermas hat die öffentlichen Diskussionen der vergangenen Jahrzehnte maßgeblich geprägt. Mit seinem Theoriemodell der herrschaftsfreien Kommunikation, die er am ausführlichsten in seinem zweibändigen Hauptwerk "Theorie des kommunikativen Handelns" entwickelte, warb er für innergesellschaftlichen Frieden und Demokratie. 1986 löste er mit seiner Kritik an Ernst Nolte, der nach Ansicht von Habermas den Holocaust zu relativieren versuchte, den sogenannten Historikerstreit aus. Erst im April füllte Habermas auf einer Vortragsreise in China die Hörsäle mit seinen Plädoyers für die Unteilbarkeit der Menschenrechte. Zuletzt erregte er mit seinen Überlegungen zur so genannten postnationalen Konstellation Aufmerksamkeit. Darin beschrieb er den Bedeutungsverlust nationaler Regierungen im Zeitalter der Globalisierung.

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