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GALERIE OPDAHL: Jimmie Durham

Jimmie Durham ist in Berlin. Vier amtliche Anlaufpunkte finden sich in diesen Tagen, um ihm und seiner Kunst zu begegnen: In der Galerie Wien/Lukatsch verwandelt er die Räume in ein Wohnzimmer und präsentiert Zeichnungen und Textbilder.

Jimmie Durham ist in Berlin. Vier amtliche Anlaufpunkte finden sich in diesen Tagen, um ihm und seiner Kunst zu begegnen: In der Galerie Wien/Lukatsch verwandelt er die Räume in ein Wohnzimmer und präsentiert Zeichnungen und Textbilder. Die Dependance der Galerie – c/o Wien/Roth (Schöneberger Ufer 65, 3. OG) eröffnet am 2. Mai, um 12 Uhr eine weitere Ausstellung. Und mit der großen Installation „on rage“ ist Durham derzeit im Haus der Kulturen der Welt vertreten.

Auch in der Galerie Opdahl war schon Mitte der Woche die Durhamisierung des ganzen Raumes in vollem Gange. Nun flauscheln sich Wohnzimmerteppiche über den Boden. Die Galeriewände tragen eine rot-rosa Röschentapete – mit all ihrer dekorativen Schwerlast – und vor allem: Trophäen! Wie im behäbigen Jäger- und Herrenzimmer hängen sie säuberlich geordnet an der Wand. Auf den ersten Blick Sammelstücke der Lebenswanderung eines internationalen Ausnahmekünstlers. Doch es wäre kein Durham-Stück, begegneten sich darin nicht bestens ausbalanciert Drama und Witz, Banalität und Tiefsinn, Weisheit und Widerspruch.

So gesehen handelt es sich um bizarre Siegeszeichen und herrliche Anti-Trophäen. Sie verstecken nichts und verbergen vieles. Jede einzelne Materialcollage kombiniert am Ende mehr als Fundsachen vom Wege, technischen Alltagskrimskrams, mehr als ausgediente Klamottenstücke, Steine, Stecken aus Holz und partiell echte Anteile von Wildtiergehörn. Sie erzählen die alten Fabeln. Und überhaupt: Beim Anblick dieser bizarren Kunst-Trophäen scheinen die Augen der Gehörnten ebenso den Betrachter zu mustern. Wie „Fallada, der Du da hangest....“.

Ein fast intimer Blickwechsel beginnt – seltsam, verführerisch und unheimlich im gleichen Moment. Vor allem bei der Wandzeichnung im hinteren Raum. Hier schleicht eine Lineatur über das Weiße der Wand und skizziert ein Durham-Selbstporträt als Tierwesen. Fragil und fordernd reckt sich dann ein Hals der Welt entgegen, biegt verletzlich lang und langsam um die Ecke. Und wer dem magisch-magnetischen Blick folgen will, der einem dann entgegenspringt, der muss ihm auch standhalten können. Denn die Verwandlung ist sicher. Fragt sich nur, wie und bei wem. Thea Herold

Galerie Opdahl, Lindenstr. 35; bis 5. 6., Di - Sa 11 - 18 Uhr.

Thea Herold

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