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Kultur: Geduld und Sühne

„Elles“ im PANORAMA – mit Juliette Binoche.

Lieblingsszene? Eine lange Nahaufnahme auf Juliette Binoches Gesicht: Sie stellt Fragen, wie sich das gehört für die Journalistin Anne, die sie spielt, sie lächelt, sie insistiert sanft, sie nimmt einen neuen Anlauf – und der Zuschauer darf derweil in aller Ruhe ihr Gesicht studieren, eine perfekte Landschaft der Seele.

Malgoska Szumowskas „Elles“ ist ein Film für Binoche-Fans. Binoche als Ehefrau und Mutter und erfolgreiche „Elle“Reporterin. Binoche behutsam verstört, ja, elegant erotisch aufgewühlt, was am Recherche-Thema liegt: Sie interviewt die Pariser Studentinnen Lola (Anaïs Demoustier) und Alicja (Joanna Kulig), die als Callgirls Geld machen und davon mit einigem Selbstbewusstsein berichten. Und mit so viel einbeziehender Selbstverständlichkeit, dass nun Anne fragt: „Wir reden jetzt nicht über mich, oder?“

An ihrer Oberfläche ist die zwischen Spielfilm und Gesprächsprotokoll changierende Erkundungsarbeit recht glatt geraten – von den dezent eingeblendeten Kunden-Szenen bis zur „Alle Männer sind Freier“-Moral. Was von der luftigen Etüde bleibt? Wie der Zweifel in Anne einsickert, Zweifel über den Ehemann, die Söhne, die Rolle, die sie als moderne Frau im Alltag spielt. Für diesen Prozess braucht es kaum Dialoge, nur ein Gesicht. Dieses Gesicht. Jan Schulz-Ojala

Heute, 20.30 Uhr (International), 11.2., 13.30 Uhr (Cinemaxx 7), 12.2., 14. 30 (Cubix 9), 17.2., 18 Uhr (Friedrichstadtpalast)

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