zum Hauptinhalt

Kultur: Gefallene Mädchen und und eine "Jekyll and Hyde"-Variation

Frauen, die man oft nicht grüßt - ein solcher Titel kann nur aus einer Zeit stammen, in der es noch "Sittendramen" und "gefallene Mädchen" gab, aber auch gutbürgerliche Konventionen. Wie sich die Sitten gewandelt haben, kann man an Hand von Friedrich Zelniks Großstadtdrama von 1925 überprüfen.

Frauen, die man oft nicht grüßt - ein solcher Titel kann nur aus einer Zeit stammen, in der es noch "Sittendramen" und "gefallene Mädchen" gab, aber auch gutbürgerliche Konventionen. Wie sich die Sitten gewandelt haben, kann man an Hand von Friedrich Zelniks Großstadtdrama von 1925 überprüfen. Eine Kopie wurde für den filmhistorischen Kongress "CinErotikon - Sexualität zwischen Aufklärung und Ausbeutung im Weimarer Kino" aus Moskau nach Hamburg gebracht, macht am Sonntag aber auch im Arsenal Zwischenstation. Ebenso wie tags zuvor eine weitere Ausgrabung, Willy Zeyns 1919 entstandener Der Kampf um die Ehe.

Zum hochaktuellen Thema "Remakes" steuert dasselbe Kino Beispiele aus der Filmhistorie bei: Paul Lindaus "Jekyll and Hyde"-Variation Der Andere, die sich um einen Staatsanwalt dreht, der zum Missetäter mutiert, in der 1912/13 unter Max Mack entstandenen Adaption mit Albert Bassermann - wie der fast zeitgleich gedrehte "Student von Prag" ein Meilenstein, weil Beginn des deutschen "Kunst"-Films und der teutonischen Neigung zur "dämonischen Leinwand" (Montag). Und in der 1930 vom "Caligari"-Regisseur Robert Wiene inszenierten Tonfilmversion mit Fritz Kortner, Heinrich George, Eduard von Winterstein und Käthe von Nagy (Dienstag).

Angesichts der nahenden Verlagerung in den Sony-Komplex am Potsdamer Platz startet das Arsenal auch eine Reihe "in eigener Sache": Unter dem Titel Der Umzug rückt näher: Kino im Kino werden Filme gezeigt, die sich mit Lichtspieltheatern und deren Magie befassen - in den kommenden Tagen etwa Woody Allens The Purple Rose of Cairo. Im Dezember folgt ein Programm, das die prägendsten Ereignisse in dem 1970 eröffneten Filmkunsthaus Revue passieren läßt. Vorschläge aus dem Publikum sind willkommen.

Jan Gympel

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false