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Der Hollywood-Schauspieler Gene Wilder

© AFP

Gene Wilder gestorben: Der Neurosenkönig

Er brachte als Willy Wonka in "Charlie und die Schokoladenfabrik" Millionen zum Lachen. Der amerikanische Schauspieler Gene Wilder ist im Alter von 83 Jahren gestorben. Ein Nachruf.

Man muss mit dem Monster tanzen. Gene Wilder hat das getan, in „Frankenstein Junior“, dem Film von Mel Brooks aus dem Jahr 1974. Als Dr. Frederick Frankenstein, Enkel des dämonischen Wissenschaftlers Viktor F., tritt er mit seiner eigenen Kreatur in einem Revuetheater auf. Sie steppen, singen, wirbeln ihre Stöcke zu „Puttin’ On The Ritz“, und als Wilder säuselt: „Coat perfect fits“, antwortet das Monster gurgelnd: „Pttn’ argh thh Rtttz“. Leider platzt dann ein Scheinwerfer, das Monster wird wütend, und was nun mit den Zuschauern passiert, wollen wir hier nicht näher beschreiben.

Gene Wilder, der am Montag mit 83 Jahren in seinem Haus in Connecticut gestorben ist, war zeitweilig der komischste Mensch von Hollywood. Der Status als Charakterkomiker wollte hart erarbeitet sein. „Ich bin ein Schauspieler, kein Clown“, sagte er beharrlich. Jerome Silberman, geboren 1933 in Milwaukee, verwandelte sich an der legendärsten amerikanischen Schauspielschule, dem Actors Studio in New York, in Gene Wilder. Der Künstlername huldigt der autobiografischen Figur Eugene in Thomas Wolfes Roman „Schau heimwärts, Engel“ und dem Dramatiker Thornton Wilder. Am Broadway trat Wilder in der ersten Produktion von Brechts „Mutter Courage“ und in der Bühnenversion von „Einer flog übers Kuckucksnest“ auf, bevor er bei einer Begegnung mit Mel Brooks seine eigentliche Bestimmung fand: witzig zu sein.

Witz und Neurose gehörten zusammen

Witz und Neurose gehören bei Gene Wilder immer zusammen. Schon in seinem Filmdebüt, Arthur Penns „Bonnie und Clyde“, spielt er eine Nervensäge, einen Bestatter, der vom Gangsterpärchen entführt und zum Hysteriker wird. Auch als Schafliebhaber in Woody Allens Klamotte „Was Sie schon immer über Sex wissen wollten“ und in den vier Filmen, die er mit Brooks drehte, steht Wilder stets am Rande des Nervenzusammenbruchs. In „The Producers“, vielleicht Brooks’ bestem Film, verkörpert Wilder einen Theaterimpresario, der durch einen Flop reich werden will. Allerdings wird das wirklich schlechte Musical „Frühling für Hitler“ überraschend zum Hit. Der Schauspieler bekam für die Rolle eine Oscar-Nominierung. „Ohne diesen Film hätte ich weiter Nebenrollen am Broadway spielen müssen“, sagte er.

Wilder hat Drehbücher und Romane geschrieben und Filme wie „Die Frau in Rot“ inszeniert. Seine Memoiren nannte er „Kiss Me Like a Stranger“. Er habe sich oft verfreundet oder verloren, aber nun selten verliebt. Sein Leben, sagte er, war eine Suche.

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