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Kultur: Gentechnik: "Das Neue muss auch sozial verträglich sein". Der Soziologe Rolf Kreibich über sinnvollen Export von Technologie

Rolf Kreibich (62) ist Professor für Soziologie der Technik an der TFH in Berlin und leitet das Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung. Herr Kreibich, im UN-Bericht über menschliche Entwicklung ist viel von den positiven Auswirkungen moderner Technik die Rede.

Rolf Kreibich (62) ist Professor für Soziologie der Technik an der TFH in Berlin und leitet das Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung.

Herr Kreibich, im UN-Bericht über menschliche Entwicklung ist viel von den positiven Auswirkungen moderner Technik die Rede. Kann sie denn die vielen Probleme in der Welt lösen?

Zum Thema Online Spezial: Die Debatte um die Gentechnik Technik allein kann das natürlich nicht. Aber wenn Technik richtig eingesetzt wird, dann kann sie schon helfen, Probleme zu lösen. Wichtig ist, dass man im Voraus die richtigen Ziele formuliert. Wenn man zum Beispiel die natürlichen Lebensgrundlagen erhalten will, dann muss mit Hilfe von Technik versucht werden, die riesigen Energieströme deutlich zu verringern. Niedrigenergiehäuser können beispielsweise dabei helfen.

Aber kann moderne Technik denn auch Armut verringern?

Natürlich ist das denkbar. Aber wichtig sind soziale Innovationen. Und man kann nicht einfach alles etwa in die Dritte Welt exportieren. Das könnte schlimme Folgen für die Kultur und die Gesellschaft dieser Länder haben. Wir müssen uns also zuerst Gedanken machen, was wirklich sinnvoll ist. Das Neue muss sozial verträglich sein.

Ist es überhaupt möglich, all die vielfältigen Folgen von Technologie-Transfers abzuschätzen?

Ich bin sicher, dass man das kann, ohne unseriös zu sein. Technikfolgenabschätzung und Technikbewertung sind heute in einer Welt hoher Risiken unverzichtbar. Den hohen Risiken der Atomtechnik oder der Verbrennung fossiler Energien steht die vergleichsweise geringen bei der Nutzung regenerativer Energietechniken gegenüber. Für die großen Folgeprobleme der Bio- und Gentechnologie muss es eine Risiko-Nutzen-Abschätzung geben. Für die Technikfolgen-Abschätzung gibt es heute zahlreiche bewährte Instrumente und Methoden.

Was kann es denn für Folgen haben, wenn modernste Technik in Dritte-Welt-Länder exportiert wird?

Es hat ambivalente Folgen. Sie können negativ sein, weil kulturelle Eigenheiten und Mentalitäten zerstört werden. Sie können aber auch sehr positiv sein, wenn man die Technik den Gegebenheiten anpasst.

Wann ist Technik angepasst?

Wenn Sie zum Beispiel solarthermische Anlagen in sonnenreichen Gegenden Afrikas einsetzen, um zu kochen oder solare Stromerzeugungsanlagen bauen, um Wasserpumpen zu betreiben.

High-Tech-Technologie funktioniert aber nicht von allein. Ohne Fachkräfte kommt man da nicht aus. Woher sollen die kommen?

Wichtig ist, dass die Menschen an Ort und Stelle qualifiziert werden. Wenn man die Technik dazu noch ihrem Einsatz entsprechend modifiziert, sind zum Beispiel die genannten Solaranlagen relativ leicht zu bedienen und zu warten. Jedenfalls viel einfacher als große Kraftwerke.

Gibt es Ihrer Kenntnis nach ein erfolgreiches Beispiel dafür, dass moderne Technik der westlichen Welt in ein Entwicklungsland verpflanzt wurde?

Gut funktionieren Solarstromanlagen für Wasserpumpen und Biogasanlagen in Indien. Aber Voraussetzung dafür, dass es funktioniert, ist, dass in den Ländern sozial etwas getan wird, dass sich die Menschen mit der neuen Technik vertraut machen können.

Herr Kreibich[im UN-Bericht über menschliche]

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