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Goethe-Institut: Keine Entscheidung über umstrittenen Sparkurs

Auch nach einer Präsidiumssitzung des Goethe-Instituts bleibt die Zukunft der Institution ungewiss. Die Entscheidung um das von Generalsekretär Knopp vorlegte Sparkonzept wurde vertagt; das Auswärtige Amt hat indes noch kein Geld zugesagt.

Berlin - Das Goethe-Institut als Vermittler deutscher Kultur im Ausland strebt eine umfassende Neuorganisation der 128 Einrichtungen und seiner 3000 weltweit tätigen Mitarbeiter an. In West-Europa soll die Präsentation deutscher Kultur zurückgenommen, das Engagement in Ost-Europa, China und Indien dagegen verstärkt werden. Hintergrund bildet dabei die anhaltende Sparpolitik der Bundesregierung.

Bei einer Goethe-Präsidiumssitzung war allerdings die Entscheidung über das von Generalsekretär Hans-Georg Knopp vorgelegte Konzept vertagt worden. Es gebe seitens des Auswärtigen Amtes bisher weder ein klares Votum zu den angestrebten Strukturreformen noch die nötigen Finanzzusagen, hieß es am Donnerstag in Berlin.

Die SPD-Kulturpolitikerin Monika Griefahn begrüßte die Pläne und sprach sich für eine stärkere Kooperation der Goethe-Institute mit den Kulturvermittlern europäischer Partnerländer, wie dem Institut Français oder dem British Council aus. Vieles, wie etwa der Dialog mit dem Islam, könne gemeinsam mit den EU-Partnern erfolgen.

Goethe-Präsidentin Jutta Limbach versicherte, bei der von «kontroversen Auseinandersetzungen» begleiteten Präsidiumssitzung habe keine Schließungsliste für einzelne Institute vorgelegen. Limbach widersprach auch Medien-Berichten über Schließungspläne in Kopenhagen. Sie und ihre beiden Vize-Präsidenten wollten jetzt bei Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) um ein Gespräch nachsuchen. Ohne Zustimmung des Außenministeriums kann Goethe weder Einrichtungen schließen noch neue eröffnen.

Das Konzept des Generalsekretärs sieht angesichts der globalen Veränderungen erhebliche Umschichtungen im Goethe-Etat vor. Zur Außendarstellung Deutschlands werde nicht immer gleich ein eigenes Haus im Ausland benötigt, sagte Knopp. Einige feste Standorte, vor allem in West-Europa, könnten aufgegeben werden. Dafür müsse mehr Geld in flexible Kulturprojekte investiert werden. «Vor 30 Jahren hätten wir einfach neue Institute errichtet, ohne alte zu schließen. Das können wir uns heute nicht mehr leisten.»

Limbach sagte, bei dieser Debatte gerate die Goethe-Führung zwischen mehrere Fronten. Zum einen gebe es die finanziellen Auseinandersetzungen mit dem Auswärtigen Amt, zum anderen aber auch mit Mitarbeitern der Institute und Feuilletonisten in Medien, die um den Erhalt lieb gewordener Einrichtungen kämpften.

Die Goethe-Institute waren 2001 mit den Einrichtungen von Inter Nationes zusammengeführt worden. Der Etat wurde den Angaben zufolge von 2001 auf 2006 um 16 Millionen auf 109,1 abgesenkt. Hinzu müssten erhebliche Kostensteigerungen im Ausland verkräftet werden, erläuterte Goethe-Finanzchef Jürgen Maier. Nach Zusage des Auswärtigen Amtes solle es aber jetzt keine weitere Absenkungen mehr geben. 42 Prozent der Goethe-Mittel werden in West-Europa ausgegeben. Allein in Italien gibt es sieben Goethe-Institute.

Auch «kreatives Sparen stößt an Grenzen», sagte Knoop. Die Deutsch-Kurse der Goethe-Institute würden im EU-Bereich längst nicht mehr subventioniert. Aus diesen Einnahmen würden inzwischen auch andere Goethe-Aufgaben finanziert. In vielen Staaten werde Europa bei der Kulturvermittlung künftig gemeinsam auftreten. Dabei müsse aber sichergestellt werden, «dass die deutsche Kulturszene auch innerhalb der europäischen sichtbar bleibt», sagte Knoop. (tso/dpa)

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