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Kultur: Göttergünstling

Geiger Leonidas Kavakos debütiert als Dirigent

Beim Deutschen Symphonie-Orchester Berlin, das seiner Zukunft mit dem designierten Chefdirigenten Tugan Sokhiev hoffnungsfroh entgegen musiziert, darf experimentiert werden. Das DSO wird in der kommenden Saison auch Kent Nagano, Vladimir Ashkenazy und Ingo Metzmacher, die Vorgänger des neuen Chefs, am Pult wiedersehen.

Flexibilität bringt Gewinn, wenn neue Dirigenten unterschiedlicher Handschriften eingeladen werden. Yutaka Sado debütierte jüngst triumphal bei den Berliner Philharmonikern, während zwischen ihm und dem DSO schon eine Partnerschaft besteht und eine gemeinsame Japantournee geplant ist. Den gegenwärtigen Konzertfrühling des Orchesters prägen erstmals am Dirigentenpult Jean- Christophe Spinosi, ein Vivaldi-Spezialist von feurigem Temperament, und nun Leonidas Kavakos, der vertraute Geiger aus Athen.

Kavakos hat die klassischen Violinkonzerte mit dem DSO virtuos bestanden und gibt nun sein Debüt als Solist und Dirigent. Zunächst spielt er als glänzender Streicher unter Streichern das rekonstruierte Violinkonzert d-Moll von Johann Sebastian Bach, schmiegt sich im zweiten Satz dem chorischen Tutti mit dem „Trübsal“-Affekt an, nuanciert Verzierungen. Beim Doppelgriffspiel klingt seine Stradivari wie ein ganzes Orchester. Das Publikum in der Philharmonie spürt, dass die Streicher den griechischen Geiger lieben.

Dann präsentiert er sich mit dem Taktstock. Bestrebt, „meinen musikalischen Horizont zu erweitern“, hat er schon wesentliche Schritte in Richtung Professionalität als Dirigent gemacht und setzt Akzente. In der großartigen „Trauermusik für Streichorchester“, die Witold Lutoslawski „à la mémoire de Béla Bartók“ geschrieben hat, arbeitet Kavakos federnden Fußes, um sich plötzlich ganz der romantischen Kantilene hinzugeben.

Dann kommt Robert Schumann, nicht nur für Kavakos „der romantischste aller Komponisten“. Es ist ein uneitel animierendes Dirigieren, mit dem er die schwierige zweite Symphonie C-Dur veredelt. Das Orchester hilft dabei, Göttergunst zu suchen, wo die Partitur ermüdet. So wird der Schumann-Ton charakteristisch getroffen, die Elfen tanzen im Scherzo. Und zarte Lyrik dominiert, weil der Dirigent mit feinem Ohr für die Orchestertechnik bestrebt ist, die Musik schwerelos zu halten. Sybill Mahlke

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