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Graffiti-Ausstellung: Kunst aus der Dose

Mit illegalen "Schmierereien" wollen sie nichts zu tun haben: Werke von elf internationalen Graffiti-Künstlern sind von Sonntag an im Wuppertaler Von-der-Heydt-Museum zu sehen.

Wuppertal - Tilt, Tasek, Daim: So lauten die Szene-Pseudonyme der jungen Künstler, die an der Graffiti- und Street-Art-Ausstellung "Still On And Non The Wiser" des Wuppertaler Von-der-Heydt-Museums beteiligt sind. In der Kunsthalle Barmen sind unter dem Titel "Immer noch dabei und kein bisschen weiser" bis zum 6. Mai Werke von elf internationalen Top-Sprayern zu bewundern. Die Präsentation sei die erste, die das Phänomen umfassend ins Museum hole, sagte Museumsdirektor Gerhard Finckh in Wuppertal.

Bis auf zwei Arbeiten entstanden alle Werke vor Ort, so etwa ein innen und außen mit Sentenzen bekannter Theoretiker besprühter U-Bahn-Waggon des Hamburgers Tasek. Von der einzigen Graffiti-Künstlerin in der Schau, Miss Van, ist eine Wandarbeit zu sehen. Die in Barcelona lebende Französin ist eine der wenigen Frauen der Szene. Ihr Charakteristikum: Ein stets als Selbstporträt verstandenes Antlitz mit comichaft überspitzten Zügen.

Keine Graffiti-Schau

Die Ausstellung sei allerdings "keine Graffiti-Schau", bei der die Sprayer ihre Spur in Gestalt von bunten, konturierten Großbuchstaben aus der Sprühdose hinterließen, betonte Ausstellungskurator Rik Reinking. Schriftzüge wie "Föns, Cool, Ick!, Mauz, Url4, Reks, Zink", die als illegale "Schmiererei" im urbanen Raum meist öffentliches Ärgernis und Aufreger sind und - juristisch betrachtet - Sachbeschädigung, spielen in der Schau keine Rolle.

Die Künstler der Wuppertaler Schau dagegen zählen nach Reinkings Angaben weltweit zu den auch von Galeristen und Sammlern gefragtesten Spitzensprayern. Sie "wurzeln im Graffiti, haben sich vom szeneeigenen Vokabular aber längst emanzipiert und eine ganz eigene Bildsprache entwickelt". So sei es bei dem aus Toulouse stammenden Franzosen Tilt mit seinem in Fotografien dokumentierten "Bubblegirls". Als "work in progress" sucht er für sein Kunstprojekt aus Bodypainting im rundlichen "Bubble-Style" (Blasen-Stil) samt Foto-Shooting weltweit junge Frauen. Dabei entstehen Szenen wie die mit der Schwangeren, auf deren dickem Bauch die Namen von Mutter und Vater des erwarteten Nachwuchses stehen sowie ein Willkommensgruß für den Sprössling.

Poesie an der Wand

Auch ein eher "typisches" Graffiti ist zu sehen, nämlich der Wand füllende Name des Hamburgers Daim, der in illusionistischer Dreidimensionalität seine vier Großbuchstaben zu einem skulpturalen Knäuel verkantet. Dagegen haben die brasilianischen Zwillinge Os Gemeos aus Sao Paolo einen ganzen Raum gestaltet. Er besteht aus einem poetischen, erzählerischen Wandgemälde mit einem prächtig kostümierten Tod, einer Marionette, Kindern und Tieren.

In der Ausstellung seien relevante Positionen der Graffiti-Kunst versammelt, sagt Kurator Reinking. Das sind solche, die als "intelligenter Eingriff" Zeichen setzen. Ein Beispiel dafür sind die Arbeiten von Zevs, einem in Paris lebenden Künstler, der dort etwa Aufsehen erregte, als er dreckige Wände und Mauern mit dem Spruch besprühte "Ich darf die Wände meiner Stadt nicht beschmutzen". Für die Spray-Arbeit benutzte Zevs einen säubernden Hochdruckreiniger. (Von Antje Lorscheider, dpa)

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