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Kultur: Gregor Dotzauer

Lieblingsbuch— Pierre Bayard:Wie man über Bücher spricht, die man nicht gelesen hat. Aus dem Französischen von Lis Künzli.

Lieblingsbuch

— Pierre Bayard:

Wie man über Bücher spricht, die man nicht gelesen hat. Aus dem Französischen von Lis Künzli. Kunstmann, München 2007. 224 S., 16,90 €.

Kein Handbuch für Bluffer, sondern eine blitzgescheite und charmante Ehrenrettung des gebildeten Nicht-, Halb- und Dreiviertellesers mit Fallbeispielen. Bayard diskutiert, ob man behaupten kann, ein Buch gelesen zu haben, das man schon wieder vergessen hat – oder wie Liebende Gelesenes und Ungelesenes in inneren Bibliotheken abgleichen. Muss man gelesen haben.

Schnelles Vergnügen

— Shalom Auslander:
Vorsicht, bissiger Gott. Fiese Storys. Aus dem Amerikanischen von Robin Detje. Berlin Verlag, Berlin 2007. 157 Seiten, 7,90 €.

Blasphemisch, ordinär und pubertär - aber auch schnell und vergnüglich. Vom großen Huhn Gott im goldenen Stall bis zu „Holocaust-Tipps für Kidz“ schreibt sich dieser orthodox erzogene amerikanische Jude so ziemlich jedes Tabu von der traumatisierten Seele. Achtung: Mit „Foreskin’s Lament“ soll der Mann sich noch dramatisch gesteigert haben. Leider bisher nur auf Englisch.

Klassiker

— Warlam Schalamow:
Durch den Schnee. Erzählungen aus Kolyma I. Aus dem Russischen von Gabriele Leupold. Nachwort von Franziska Thun-Hohenstein. Matthes & Seitz, Berlin 2007. 344 Seiten, 22,80 €.

Primo Levis und Tadeusz Borowskis russischer Bruder aus dem anderen Konzentrationslager – dem Gulag. Geschichten vom Nullpunkt der menschlichen Existenz, deren brutale Nüchternheit die unmittelbare Brutalität gar nicht braucht. Die Entdeckung eines Giganten.

Augen- und Ohrenweide

— Peter Kurzeck:
Ein Sommer, der bleibt. Peter Kurzeck erzählt das Dorf seiner Kindheit. 4 CDs. supposé,  Berlin 2007. 34,80 €.

Um so wunderlich präzise und untergründig hessisch babbelnd von seinem Kindheitsdorf Staufenberg bei Gießen erzählen zu können, muss man wahrscheinlich erst einmal so schreiben gelernt haben wie Kurzeck. Ein vor dem Mikrofon improvisiertes Wunderwerk über das Aufwachsen nach dem Zweiten Weltkrieg.

Zum Schlauwerden

— Heinrich Detering (Hg.):
Reclams großes Buch der  deutschen Gedichte. Reclam Verlag, Stuttgart 2007. 1003 Seiten, 36,90 €.

Über Auswahl und Gewichtung könnte man mit Heinrich Detering so gut streiten wie mit Wulf Segebrecht („Das deutsche Gedicht“) oder Ludwig Reiners („Der ewige Brunnen“). Nicht aber darüber, dass Detering die am großzügigsten gestaltete und in ihrer Knappheit bestkommentierte Lyrikanthologie dieser Jahre herausgegeben hat – mit besonderem Augenmerk für die Gegenwart.

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