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Kultur: Große Brötchen backen Der Kunstraum „loop“ eröffnet

Ausstellungsräume haben eine gewisse Ähnlichkeit mit Raketen: Wie jene werden sie zu einer bestimmten Zeit entworfen, mit einer Besatzung versehen und in die Umlaufbahn des Kunstbetriebs geschickt. Von dort senden sie ihre wundersamen Signale, manchmal funkt das eine Mitglied der Besatzung, manchmal das andere.

Ausstellungsräume haben eine gewisse Ähnlichkeit mit Raketen: Wie jene werden sie zu einer bestimmten Zeit entworfen, mit einer Besatzung versehen und in die Umlaufbahn des Kunstbetriebs geschickt. Von dort senden sie ihre wundersamen Signale, manchmal funkt das eine Mitglied der Besatzung, manchmal das andere.

Aus der Flotte der Berliner Projekträume, ist „loop – Raum für aktuelle Kunst“ wieder in der Umlaufbahn aufgetaucht. Nachdem das Quartier in der Schlegelstraße im vorletzten Winter schließen musste, weil das Konzept zwar erfolgreich war, die Kassen aber leer blieben, beschränkte sich das Team zunächst auf Kunstmessen in Basel, Frankfurt und Berlin. Kapitän ist Rüdiger Lange geblieben, nur der Landeplatz von „loop“ ist jetzt ein anderer.

Wieder ist es ein geschichtsträchtiger Ort: Logierte der Projektraum in der Schlegelstraße in einer ehemaligen Glühbirnenfabrik, so hat sich Lange dieses Mal das ehemalige königlich-preußische Proviantamt in der Köpenicker Straße als Standort ausgeguckt. Wo man in der Heeresbäckerei einmal für die Front backte, eröffnen sich den Künstlern 350 Quadratmeter langgestreckte Ausstellungsfläche. Dabei ist das ehemalige Kasernengebiet zwischen Kreuzberg und Treptow, wo die Höfe so groß sind wie Fußballplätze, bisher vom Kunstboom weitgehend unberührt geblieben. Aber das Künstlerhaus Bethanien, das Deutsche Architektur Zentrum und die Galerien an der Jannowitzbrücke befinden sich in erreichbarer Nähe und so werden sich in naher Zukunft wohl noch mehr Kunsträume hier ansiedeln. Mit den Verwaltern der riesenhaften preußischen Dinosaurier hat Rüdiger Lange wie seinerzeit in der Schlegelstraße einen Zwischennutzungsvertrag ausgehandelt, der das Versprechen auf die künstlerische Aufwertung maroder Gebäude einschließt, die anschließend saniert werden sollen. Schon jetzt ist von den „großzügigen Lofts“ die Rede, die „ein idealer Ort für Kunst- und Kulturprojekte“ seien.

Auch die Signale, die Lange alsbald aus seinem neuen Hauptquartier funkte, sind unmissverständlich: In der ersten Pressemitteilung fällt das Wort „Galerie“ häufiger als in den vorangegangenen Jahren zusammen. Dabei legt er Wert auf die Feststellung, dass es die Künstler gewesen seien, die für die Professionalisierung und Kommerzialisierung von „loop“ eingetreten sind: Wir befänden uns nicht mehr in den bunten neunziger Jahren und seine Künstler seien älter geworden, berichtet Lange über seine Crew. Kein Zweifel: „loop“ ist erwachsen geworden. Mittlerweile wird betont, dass die ausgestellten Arbeiten nicht von Kunststudenten kommen.

Entsprechend bietet das Programm der Eröffnungsausstellung „reloop" keinerlei Überraschungen. Sie zeigt den harten Kern der Künstler, die Lange über die Jahre begleitet haben. Achim Kobe, Till Exit, Karsten Konrad, Petra Karadimas, Juliane Duda, Frank Coldewey, Kai Schiemenz, Axel Lieber und Markus Orsini-Rosenberg bieten Bewährtes aus einem gewachsenen Programm: Es wirkt fast, als sei die Mannschaft auf ihrem Weg durchs All kaum gealtert – dieselbe Ausstellung hätte auch vor zwei Jahren in der Schlegelstraße gezeigt werden können. Die Zeit der Experimente ist zwar zunächst vorbei, um die sehenswerteste Berliner Sommerausstellung zu werden reicht das Zeugnis gegenseitiger Treue jedoch allemal.

Zwischen all den großzügigen Lofts war noch genug Platz, um einen „guestroom“ einzurichten, in den Lange Kuratoren und deren Künstler einladen kann: eine gastfreundliche Geste, zumal das Gästezimmer das schönste im ganzen Haus ist. Ab sofort ist dort die koreanische Malerin Ouhi Cha untergebracht, die unweit der Ufer der Spree eine maritime Installation zeigt: Beleuchtet von einer ganzen Flotte von Baulampen, hängt Ouhi Cha schweres weißes Segeltuch an die Decke, als wolle sie dem neuen Projekt genügend Wind für die Reise wünschen: Die Segel sind gesetzt! Knut Ebeling

loop, Köpenicker Straße 16/17, bis 3. August; Mittwoch bis Sonnabend 14-18 Uhr.

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