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Kultur: Halleluja!

Gestochen scharf: das RSB mit Marek Janowski.

Ein gewaltiger Hammerschlag donnert durch den Raum, als habe er sich selbst entfesselt aus der Kontrolle des Dirigenten, der den ausgedehnten Spannungsaufbau in Alban Bergs Drei Orchesterstücken op. 6 klug dosiert. Marek Janowski nimmt keine Höhepunkte vorweg, gesteht ihnen aber im Moment ihres Geschehens vollste Wirkung zu. Nichts geht verloren bei diesem zurückhaltenden Stil. Subtile Untertöne wie die anfangs so harmlos sacht schnarrende kleine Trommel evozieren in der Philharmonie sofort ein martialisches Bild, das sich durch die drei Stücke hindurch vervollständigt. Unweigerlich ruft es das Entstehungsjahr 1914 ins Bewusstsein und offenbart sich in einem Taumel zwischen Rohheit, Sinnlichkeit und verzweifelter Abstraktion als Stimmungsseismograf der Zeit.

Stumpf dagegen wirkt Igor Strawinskys Psalmensymphonie, die sich monoton und glanzlos durch trockene kontrapunktische Entwicklungen und urtümlich ostinate Rhythmen arbeitet und nur gelegentlich mit einer harmonischen Auflösung Licht ins Dunkle bringt.

Umso glanzvoller zum Schluss dieses Abends mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin Max Regers selten gespielter 100. Psalm, der zwar an megalomanischem Bombast nichts auslässt, jedoch seine Kernaussage „Erkennet, dass der Herr Gott ist!“ wie in Regers charakteristischeren a capella-Chorwerken mit maximaler Simplizität und Reduktion transportiert. Gestochen scharfe Einzelstimmen und strahlende Höhen des Rundfunkchors Berlin lassen die wahnwitzige Doppelfuge zum krönenden Abschluss so plastisch wirken, dass man sich mit Einsatz des tragenden Schlusschorals im Inneren einer riesigen Kathedrale wähnt. Ein spontanes „Halleluja und Bravo“ ist die Antwort aus dem Publikum. Barbara Eckle

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