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Kultur: Haus & Haft

Heute Vorführung von Panahis „This is Not a Film“

„Die Verurteilungen von Künstlern und Berufsverbote sind ein Verstoß gegen die Menschenrechte, die Meinungsfreiheit und die Freiheit der Kunst. Wir verurteilen dies aufs Schärfste und demonstrieren unsere Solidarität“, sagt Berlinale-Chef Dieter Kosslick. Gemeinsam mit der Deutschen Filmakademie zeigt die Berlinale an diesem Mittwoch um 20.30 Uhr im Kino in der Kulturbrauerei Jafar Panahis Video-Tagebuch „This is Not a Film“, das der zu sechs Jahren Haft und Berufsverbot verurteilte iranische Filmemacher gemeinsam mit Mojtaba Mirtahmasb im Hausarrest in seiner Wohnung drehte. Eine Ein-Mann-Tragikomödie gegen die Zensur (Tsp. vom 2.11.), die zur Weltpremiere nach Cannes geschmuggelt worden war, durch die Festivals tourt und diese Woche etwa in Australien ins Kino kommt.

Zwar sitzen Panahi und der ebenfalls verurteilte Regisseur Mohammed Rasoulof nach wie vor nicht hinter Gittern, und Panahis Anwältin Farideh Ghairat will gegen die Ablehnung der Revision juristisch vorgehen. Aber Mitte September waren Mirtahmasb und sechs weitere Filmschaffende verhaftet und ins Teheraner EwinGefängnis gebracht worden. Ihnen wird illegale Zusammenarbeit mit der BBC vorgeworfen: Der britische Sender strahlt ein Programm auf Farsi aus und zeigte Mirtahmasbs Musik-Dokumentation „Offbeat“. Eine der Verhafteten ist Katajoon Shahabi, deren Weltvertrieb iranische Filme im Programm hat: keine verbotenen Produktionen, sondern legale Filme, legale Geschäfte. Die zu 90 Peitschenhieben und einem Jahr Gefängnis verurteilte Schauspielerin Marzieh Vafamehr ist hingegen wieder frei, ihre Strafe wurde reduziert. Ihr hatte man vorgeworfen, dass sie in dem autobiografischen Film der ExilIranerin Granaz Moussavi „My Tehran for Sale“ ohne Kopftuch spielt.

Laut Amnesty International sind auch einige der im September Festgenommenen auf Kaution wieder frei; Mirtahmasb sitzt wohl zumindest nicht mehr in Einzelhaft. Die Lage ist unklar. Ein Grund mehr, mit der heutigen Filmvorführung samt Diskussion auf die von Willkür und Schikanen geprägte Situation iranischer Künstler aufmerksam zu machen. chp

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