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Kultur: Hennen rennen

Der Ballettabend „Triple Bill“ in der Deutschen Oper

Von Sandra Luzina

„Triple Bill“ ist ein beliebtes Format: Drei kürzere Werke werden zu einem Ballettabend kombiniert. Für die Zusammenstellung braucht es Fingerspitzengefühl, denn sie fordern zum Vergleich heraus. Vladimir Malakhov hat für sein „Triple Bill“ Werke von Choreografen ausgewählt, die ihm besonders am Herzen liegen. Mit dem Kombi-Abend löst er ein Versprechen ein: Bei seinem Antritt als Intendant des Staatsballetts Berlin hatte er nicht nur die Klassiker versprochen, sondern auch ästhetische Experimente. Einen Bill hat er auch im Angebot – doch William Forsythes „The Second Detail“ sind zwei Choreografien vorangestellt, die man noch nicht mal epigonal nennen möchte. Das ist tollkühn, ja halsbrecherisch: So groß ist das Qualitätsgefälle an diesem Abend, dass man irgendwann nicht mehr weiß, ob man die Treppe rauf- oder runterfällt.

„The Envelope“ von David Parsons ist ein Witz – will es jedenfalls sein. Man hat ja schon viel Geflügel auf der Bühne gesehen. Parsons komische Vögel tragen schwarze Kapuzen und Sonnenbrillen: Rabentänzer, die das Ballett verulken. Die Zustellung eines Briefs versetzt einen Schwarm in Aufregung – und man sieht Hennen rennen. Viel Geflatter um nichts. Als Uraufführung steht „Out of 99“ von Leo Mujic auf dem Programm. Der Kroate ist als Choreograf bislang nur mit einem Stück hervorgetreten – und das dauert fünfeinhalb Minuten. Hier nun wagt der 29-Jährige sich an ein 40-minütiges Werk. Doch die Einfälle erschöpfen sich rasch, die tänzerischen Aktionen verläppern auf der großen Bühne.

William Forsythe hat dem Staatsballett Berlin sein Stück „The Second Detail“ von 1991 überlassen, das sich mittlerweile im Repertoire etlicher Compagnien findet. „The Second Detail“ mutet auf den ersten Blick neoklassisch an in seiner strengen Linienführung. Doch wie Forsythe das Regelwerk der Dance d’école dann aushebelt, ist atemberaubend. Körper, Raum und Zeit werden neu organisiert, als Interpretinnen ragen vor allem Naida Saidakova und Bettina Thiel heraus. Ansonsten gefallen sich die Tänzer meist in steifer Attitüde, präsentieren nur, statt selbstgewiss ihr Netz zu weben. Statt Tanzkunst hoch drei ein enttäuschender Abend.

Wieder am 16., 18., 24., 27. und 31. März, jeweils 19.30 Uhr

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