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Kultur: Hilfe, Helfer!

Paul Theroux kritisiert Bonos Afrika-Einsatz

Zum Jahresende werden Bestenlisten erstellt und Titel vergeben. Das „Time Magazine“ und das „Q Magazine“ haben in dieser Tradition den Rockstar und U2- Sänger Bono zum „Mann des Jahres“ gekürt, neben dem Ehepaar Melinda und Bill Gates. Honoriert wird ihr großes Engagement für die Armutsbekämpfung. Bono, der seine Popularität immer wieder einsetzt, um bei Staatslenkern wie US-Präsident Bush, Jacques Chirac, Tony Blair oder auch Kofi Annan um finanzielle und pharmazeutische Hilfe für Afrika zu bitten, und für einen Schuldenerlass eintritt, wird wegen seiner politischen Aktivitäten gern kritisiert. Sogar Bruce Springsteen attestierte seinem Freund einmal einen „Messias-Komplex“.

Nun hat der amerikanische Schriftsteller Paul Theroux den Afrika-Einsatz von Bono & Co als ökonomischen Unsinn gebrandmarkt. Der Autor, der Anfang der sechziger Jahre für eine Weile als Lehrer nach Malawi ging, klagt in der „New York Times“, Afrika biete „jenen eine Projektionsfläche, die sich selbst als Persönlichkeit neu erfinden wollen“. Die „Süddeutsche Zeitung“ druckte den Essay nun nach, in dem Theroux befürchtet, dass der Schwarze Kontinent zur Bühne „für leere Worte und öffentliche Gesten“ weißer Selbstdarsteller werde. Solche „Mythomanen, die die Welt von ihrem persönlichen Wert überzeugen wollen“, könnten nicht erkennen, dass ihre Bettelpolitik den armen Ländern mehr schade als nütze, weil es sie von den Hilfeleistungen abhängig mache. Afrika fehle es hauptsächlich am verlässlichen „Glauben an das eigene Potenzial“. Dagegen hatte Bono erst kürzlich dem „Rolling Stone“ erklärt, er wolle beweisen, „dass Hilfe tatsächlich hilft“. KM

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