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Howard Carpendale

© ddp

HIT Parade: Howi stürmt die Charts

Schlagerstar Howard Carpendale hat sein Versprechen eingehalten und ein neues Album veröffentlich. Dass er damit den Nerv der Zeit traf, zeigt sich am Erfolg: "20 Uhr 10" stieg diese Woche auf Platz vier ein.

Das Wort „Comeback“ wird oft vorschnell verwendet. Eine schöpferische Pause hat noch niemandem geschadet. Manche Band braucht einfach ein paar Jahre länger im Studio. Die Mechanismen des Marktes sagen: Willst du was gelten, mach’ dich selten. Besonders Künstler im Herbst ihrer Karriere mobilisieren mit angekündigten Abschieden immer wieder das letzte Aufgebot. Legendär bis heute sind die ungezählten Rückzüge von Tina Turner. Hello Again! Das könnten wir fast jeden Tag sagen. 2007 ist das Jahr der Wiedergänger. Alle, alle kommen sie zurück: Genesis, Led Zeppelin, The Police, die Eagles, die Spice Girls. Und im Fernsehen schleppen Horden von has-beens ihre Gebeine in die unzähligen Achtziger-Jahre-Shows. Ein einziger Flashback. Sind die alle alt und brauchen das Geld?

Oder haben sie triftige Gründe für Abwesenheit und Wiederkehr? Howard Carpendale hatte sich vor vier Jahren ordnungsgemäß abgemeldet. Aber er hatte wohl keine Lust mehr, bloß Spuren im Sand von Florida zu hinterlassen. Als er im September bei „Kerner“ verkündete, wieder aktiv zu werden, ging ein Kreischen durchs Studio als säßen da Tokio Hotel. Carpendales neues Album wurde diese Woche sofort bei Chart-Einstieg vergoldet. Das hat James Blunt nach acht Wochen in den Top Ten noch nicht erreicht. Schlager und volkstümliche Musik sind zurzeit die boomenden Genres in Deutschland. Das hat seinen Grund in der Altersstruktur des Publikums.

Wer jünger ist, lädt runter oder brennt. Nicht nur deshalb ist „20 Uhr 10“ ein Stück „gute alte Zeit“. Okay, Carpendale ist 61, aber es genügen die ersten Takte des Titelstücks und sein kultivierter britischer Akzent beamt mehrere Generationen zurück auf die Bonanzaräder. Und die nächsten Songs, „Hi“ und „Bin wieder da“, zeigen in aller eindrucksvollen Schlichtheit, wo das Herz des deutschen Schlagers schlägt. Da ist viel „Hello“ und „Goodbye“ in den Texten, da sind üppige Orchesterarrangements und große Gefühle. Es ist der Begrenztheit des Mediums Print anzulasten, dass die folgende Textzeile in dürren gedruckten Worten nicht annähernd die Wirkung entfacht, wie mit Howies gehauchtem Flehen: „…und wenn Du äährlisch bist, brauchst du misch doch auch“. Und da wissen wir, warum er zurück ist: Er braucht es ebenso. Ralph Geisenhanslüke

Ralph Geisenhanslüke

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